Verknüpfungen zwischen Haupt- und Nebensätzen
Grundsätzliches
Wie die Ausführungen zu den Junktoren/Junktionen gezeigt haben, gibt es spezielle Junktionen, die Teilsätze miteinander in einen Zusammenhang bringen, verbinden. Konjunktionen verbinden zwei Teilsätze miteinander. Und Relativ-Junktoren verbinden einen Teilsatz mit einer nominalen/pronominalen Basis.
Solche Konjunktional-Sätze und Relativ-Sätze bezeichnet man üblicherweise mit dem Begriff Nebensatz. In der Schulgrammatik ist die Beschreibung der Verknüpfungen über Junktoren nicht üblich. Dagegen ist die Verknüpfung von Teilsätzen, sind Verknüpfungen zwischen so genannten Haupt- und Nebensätzen weit verbreitet.
Der Begriff Satz
Nimmt man die schriftliche Sprache als Grundlage, lässt sich der Satz formal bestimmen: Ein Satz wird durch ein Satzschlusszeichen, das sind Punkt (.), Ausrufezeichen (!) oder Fragezeichen (?), abgeschlossen.
Man unterscheidet ausgebaute Sätze von satzwertigen Ausdrücken (= Satzäquivalente).
Ein ausgebauter Satz ist ein vollständiger Satz, der eine finite Verbform (= konjugiertes Verb) und alle notwendigen (Satz-)Glieder enthält sowie eine inhaltich relativ abgeschlossene Einheit bildet.
- Beispiel: Du gibst deiner Mutter ein Geschenk.
- Beispiele: Rasen nicht betreten. Bin gleich zurück. Achtung! [Ich bin da,] um dich abzuholen.
Typische satzwertige Ausdrücke sind aber vor allem die satzwertigen Infinitivgruppen und satzwertigen Partizipgruppen. Beide Gruppen kann man zu den Nebensätzen zählen, die anstelle eines ausgebildeten Nebensatzes mit einer finiten Verbform (= Personalform = konjugiertes Verb) stehen:
- Ich glaube, dich zu kennen. Ich bin da, um dich in Empfang zu nehmen. (satzwertige Infinitivgruppen mit Infinitiven als Kern)
- Eine grosse Tasche tragend, kam sie die Treppe herauf. Nicht nach seinen Erfahrungen befragt, sass er missgestimmt in der Runde. (satzwertige Partizipgruppen mit Partizipien als Kern)
Eine spezielle Form des satzwertigen Ausdrucks ist der absolute Nominativ. Ein absoluter Nominativ ist eine Wortgruppe/Nominalgruppe im Nominativ, die an einen anderen Teilsatz angehängt wird, ihm vorausgeht oder auch darin eingeschoben ist. Beispiel: Sie sassen am Lagerfeuer zusammen, ein schöner Anblick. (-> Der absolute Nominativ kann durch einen ausgebildeten Satz ersetzt werden: ... das war ein schöner Anblick.)
Ebenfalls eine spezielle Form eines satzwertigen Ausdrucks ist der absolute Akkusativ. Ein absoluter Akkusativ besteht aus einer Wortgruppe/Nominalgruppe im Akkusativ und einer Präpositionalgruppe, die an einen anderen Teilsatz angehängt werden, ihm vorausgehen oder auch darin eingeschoben sind. Beispiel: Den Ball in den Händen, steht er vor mir. (-> Der absolute Akkusativ kann durch einen ausgebildeten Satz ersetzt werden: Er hält den Ball in den Händen [und steht vor mir].)
Sätze können aufgrund der Absicht, mit der sie geäussert werden, in sogenannte Satzarten unterteilt werden (vgl. auch canoo.net). Man unterscheidet:
- Aussagesatz (Deklarativsatz): Damit macht man eine Aussage, Äusserung, die in der Regel als richtig oder falsch bewertet werden kann. Ein Aussagesatz wird mit einem Punkt abgeschlossen.
Beispiel: Du singst. - Fragesatz (Interrogativsatz): Satz, der eine Frage beinhaltet und mit einem Fragezeichen abgeschlossen wird.
Beispiel: Singst du? - Ausrufesatz (Exklamativsatz): Satz, der mit Ausdruck geäussert und mit einem Ausrufezeichen abgeschlossen wird.
Beispiel: Du singst aber schön! - Wunschsatz (Desiderativsatz): Satz, der einen Wunsch ausdrückt und mit einem Ausrufezeichen abgeschlossen wird.
Beispiel: Würdest du doch singen! - Aufforderungssatz (u. a. auch Befehls-/Imperativsatz): Satz, der zum Ausdruck einer Aufforderung dient oder einen Befehl gibt und mit einem Ausrufezeichen abgeschlossen wird.
Beispiel: Sing! Du machst jetzt das Fenster zu!
Sätze sind unterschiedlich komplex gebaut.
- Es gibt einfache Sätze, die nur eine finite Verbform (= Personalform, konjugiertes Verb) enthalten. Ein einfacher Satz besteht aus nur einem Teilsatz.
Beispiel: Du lachst gerne und laut. - Ein Teilsatz ist ein Satz, der genau eine finite Verbform (und evtl. abhängige infinite Formen) [= Prädikat] und ein (genanntes oder implizit vorhandenes) Subjekt enthält.
Beispiele: Du lachst gerne und laut.
Ich vermute [Teilsatz 1], du kommst nach Hause [Teilsatz 2].
Nach dieser Definition sind die satzwertigen Ausdrücke nicht im Begriff Teilsatz enthalten. Es ist jedoch durchaus sinnvoll, Satzgebilde mit einer infiniten Verbform im Kern (= satzwertige Infinitv- und Partizipgruppen) als Teilsätze im weiten Sinn zu betrachten.
Beispiel: Ich vermute [Teilsatz 1], du kommst [Teilsatz 2], um mich abzuholen [satzwertiger Ausdruck = Teilsatz im weiten Sinn ]. - Ein zusammengesetzter Satz ist ein Satz, der mehrere Teilsätze enthält (vgl. auch canoo.net):
Beispiel: Ich vermute [Teilsatz 1], du kommst [Teilsatz 2], um mich abzuholen [satzwertiger Ausdruck, Teilsatz im weiten Sinn]. - Ein zusammengesetzter Satz enthält Teilsätze, die selbständig sind, also keinem anderen Teilsatz untergeordnet sind. Solche selbständigen Sätze nennt manHauptsätze. Der zusammengesetzte Satz kann aber auch Teilsätze enthalten, die anderen Teilsätzen untergeordnet sind, die also abhängig von anderen Teilsätzen sind. Solche Teilsätze nennt man Nebensätze.
Beispiel: Ich gehe schwimmen (= Hauptsatz), weil es heiss ist (= Nebensatz). - Einen zusammengesetzten Satz, der mindestens einen Nebensatz enthält, nennt man Satzgefüge.
Beispiel: Ich gehe schwimmen, weil es heisst ist (= Nebensatz). - Einen zusammengesetzten Satz, der nur aus Hauptsätzen besteht, nennt man Satzverbindung.
Beispiel: Heidi lernt im Zimmer, Albin werkt im Keller unten und Leo macht etwas in der Küche. - Schliesslich gibt es noch den Ausdruck "zusammengezogener Satz". Damit sind Gebilde bezeichnet, in denen gewisse Satzglieder eingespart und vom anderen Satzteil übernommen werden.
Beispiel: Leo geht nicht gerne in die Schule, sitzt lieber zu Hause herum und spielt mit dem Computer. Hier wird das Subjekt Leo" eingespart: Leo geht nicht gerne in die Schule, (Leo) sitzt lieber zu Hause herum und (Leo) spielt mit dem Computer.
Streng genommen besteht ein zusammengezogener Satz nicht aus Teilsätzen im engen Sinn, weil das Subjekt in den einzelnen Teilen fehlt resp. vom ersten Satzteil übernommen wird. Das sind jedoch Spitzfindigkeiten und man kann durchaus einen zusammengezogenen Satz als Gebilde bezeichnen, der aus Teilsätzen im weiten Sinn besteht.
Hauptsatz
Ein Hauptsatz ist ein Satz, der keinem anderen Satz untergeordnet ist. Er ist also nicht von einem anderen Satz abhängig.
Die Hauptsätze kann man aufgrund ihrer Form in Satzarten unterteilen. Ein Hauptsatz ist also ein Aussagesatz (Deklarativsatz), Fragesatz (Interrogativsatz), Ausrufesatz (Exklamativsatz), Wunschsatz (Desiderativsatz) oder Aufforderungssatz (u. a. auch Befehls-/Imperativsatz). Hauptsätze können aneinandergereiht werden und bilden dann eine Satzverbindung. Von Hauptsätzen können aber auch andere Teilsätze abhängig sein, das sind dann die Nebensätze. Ist in einem zusammengesetzten Satz neben dem Hauptsatz mindestens ein Nebensatz vorhanden, spricht man von einem Satzgefüge. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Hauptsatz ein selbständiger Satz ist.
Beispiele:
- Reihung von Hauptsätzen/Satzverbindung: Keine Wolke war am Himmel zu sehen (Hauptsatz 1), die Reisenden schwitzten im Bus (Hauptsatz 2) und sie tranken deshalb viel (Hauptsatz 3).
- Hauptsatz und Nebensatz/Satzgefüge: Sie war völlig genervt (Hauptsatz), als er verspätet ankam (Nebensatz). Der Hauptsatz könnte auch alleine stehen, ist also selbständig: Sie war völlig genervt.
- Hauptsatz und Nebensatz/Satzgefüge: Der Hund (Hauptsatz Teil 1), den du dort vorne siehst (Nebensatz), gehört meiner Freundin (Hauptsatz Teil 2). Der Hauptsatz könnte auch alleine stehen, ist also selbständig: Der Hund gehört meiner Freundin.
- Hauptsatz und Nebensatz/Satzgefüge: Sie meint (Hauptsatz), dass dies kein Problem sei (Nebensatz). Hier scheint der Hauptsatz nicht selbständig zu sein: Sie meint ... Es fehlt ein notwendiges Glied: Sie meint dies/das. Anstelle des "dies/das" steht nun aber der Nebensatz. Das heisst: Nebensätze können obligatorische Elemente des Hauptsatzes ersetzen. Auf jeden Fall ist aber der Hauptsatz nicht vom Nebensatz hierarchisch abhängig, sondern dieser vom Hauptsatz.
Nebensatz
Nebensätze sind Teilsätze, die von anderen Teilsätzen oder auch einzelnen Wörtern abhängig sind; Nebensätze sind diesen Teilsätzen/Wörtern untergeordnet. Die übergeordneten Teilsätze können Hauptsätze sein. Dann ist ein Nebensatz 1. Grades vorhanden. Die übergeordneten Teilsätze können aber auch wieder Nebensätze sein. Dann ist der zuletzt abhängige Nebensatz ein Nebensatz höherer Ordnung (2., 3. 4. ... Grades, je nachdem, wie viele Nebensätze schon vorausgehen resp. höher gestellt sind).
Ein Nebensatz hat - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - die Auffälligkeit, dass das konjugierte Verb oder der Kern einer infiniten Wortgruppe (bei einer satzwertigen Partizip- oder Infinitivgruppe) am Schluss des Teilsatzes steht. (In einem Hauptsatz steht das konjugierte Verb nur am Schluss, wenn der Satz allein aus dem Prädikat/verbalen Teil und einem obligatorischen Satzglied besteht; der Hauptsatz ist dann aber im Unterschied zum Nebensatz selbständig: Ich singe. Geh! Bei den Hauptsätzen kann man zudem ohne Probleme nicht obligatorische Satzglieder aufführen, die dann hinter das konjugierte Verb zu liegen kommen, das ist beim Nebensatz nicht der Fall, dort liegen die nicht obligatorischen Satzglieder vor dem Verb. Hauptsätze: Ich singe heute Abend in der Karaoke-Bar. Geh endlich nach Hause! Nebensatz: Ich bin aufgeregt, weil ich singe. -> Ich bin aufgeregt, weil ich heute Abend in der Karaoke-Bar singe.)
Beispiele Nebensätze:
- Ich weiss nicht, wer gestern bei unseren Nachbarn war. (Nebensatz 1. Grades abhängig von Hauptsatz; konjugiertes Verb am Schluss)
- Das Kind, das auf der Strasse spielt, trägt ein hübsches Kleid. (Nebensatz 1. Grades abhängig von einem Wort ("Kind"); konjugiertes Verb am Schluss)
- Ich gehe in die Stadt, weil ich dort meinen Freund treffe (Nebensatz 1. Grades), den ich schon zwei Tage nicht mehr gesehen habe (Nebensatz 2. Grades). (Der Nebensatz 1. Grades ist vom Hauptsatz "Ich gehe in die Stadt" abhängig. Der Nebensatz 2. Grades ist vom Nebensatz 1. Grades reps. von einem Wort aus dem Nebensatz 1. Grades (= Freund) abhängig.)
- Ich komme, um dich zu trösten. (Satzwertige Infinitivgruppe, die nebensatzwertig ist; der Kern der infiniten Verbgruppe steht am Schluss.)
Nebensätze kann man unterschiedlich benennen. Es gibt drei Möglichkeiten, die Nebensätze zu bezeichnen:
1. nach ihrer Form
2. nach ihrer Funktion
3. nach ihrer inhaltlichen Beziehung zum übergeordneten Satz.
1. Formale Bestimmung der Nebensätze
Bei der formalen Bezeichnung der Nebensätze spielt zum einen die Nebensatzeinleitung eine Rolle, zum anderen das Vorhandensein oder das Fehlen der Personalform. Man unterscheidet folgende Nebensatzarten aufgrund ihrer Form:
- Konjunktional(neben)satz: Ein Konjunktional(neben)satz wird durch eine unterordnende Konjunktion eingeleitet.
Beispiel: Ich gehe in die Badi, obwohl es regnet. - Pronominal(neben)satz: Ein Pronominal(neben)satz wird durch ein Relativpronomen oder ein entsprechendes Adverb (Pronominaladverb), ein Interrogativpronomen oder ein entsprechendes Adverb eingeleitet.
Beispiel: Die Musik, die du hörst, gefällt mir sehr. (mit Relativpronomen eingeleitet)
Etwas, womit die Sportler spielen können, lässt sich in der Not finden. (mit Pronominaladverb eingeleitet)
Ich möchte wissen, was du gestern gemacht hast. (mit Interrogativpronomen eingeleitet)
Wo Rauch ist, ist auch Feuer. (mit Frageadverb eingeleitet) - uneingeleiteter Nebensatz: Der Nebensatz wird nicht durch ein Pronomen oder das entsprechende Adverb und auch nicht durch eine Konjunktion eingeleitet. Uneingeleitete Nebensätze bilden in dem Sinn eine Ausnahme bei den Nebensätzen, als hier das finite (= konjugierte) Verb nicht am Schluss des Teilsatzessteht.
Beispiel: Hättest du besser aufgepasst, wäre dir das nicht geschehen. (Der Nebensatz ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, weil das konjugierte Verb nicht am Schluss steht. Dass der erste Satz ein Nebensatz ist, erkennt man, wenn man den Satz durch eine Konjunktion ergänzt, das ist beim zweiten Teilsatz nicht möglich:Wenn du besser aufgepasst hättest, wäre dir das nicht geschehen. Inhaltlich unmöglich: Hättest du besser aufgepasst, *wenn dir das nicht geschehen wäre.) - satzwertige Infinitivgruppe: Es gibt satzwertige Fügungen, die im Kern ein Verb im Infinitiv enthalten und sich wie Nebensätze verhalten; bei ihnen ist der Infinitiv auch am Ende des Teilsatzes platziert (wie dies üblicherweise beim Nebensatz für das konjugierte Verb der Fall ist). Hier werden diese satzwertigen Fügungen zu den Nebensätzen gezählt.
Beispiel: Ich komme an den Bahnhof, um dich von deiner Reise abzuholen. (Kern des Teilsatzes/Nebensatzes ist ein Verb im Infinitv) - satzwertige Partizipgruppe: Es gibt satzwertige Fügungen, die im Kern ein Verb im Partizip I oder II enthalten und sich wie Nebensätze verhalten; bei ihnen ist das Partizip I oder II auch am Ende des Teilsatzes platziert (wie dies üblicherweise beim Nebensatz für das konjugierte Verb der Fall ist). Hier werden diese satzwertigen Fügungen zu den Nebensätzen gezählt.
Beispiel: Vom Erfolg in den vergangenen Jahren geblendet, wurde er arrogant. (Kern der satzwertigen Fügung/desNebensatzes ist ein Verb im Partizip II)
Eine grosse Sporttasche tragend, ging er aus dem Haus. (Kern der satzwertigen Fügung/desNebensatzes ist ein Verb im Partizip I)
Bei der funktionalen Bezeichnung der Nebensätze geht man von der Beobachtung aus, dass die meisten Nebensätze sich zum übergeordneten Teilsatz wie Satzglieder oder Gliedteile verhalten. So unterscheidet man folgende Arten von Nebensätzen aufgrund der Funktion:
- Subjektsatz: Der Nebensatz nimmt die Stelle eines Subjekts im übergeordneten Satz ein.
Beispiel: Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. (Anstelle des Subjekts "Er (fällt selbst hinein.)" steht der Nebensatz: Wer andern eine Grube gräbt.) - Objektsatz: Der Nebensatz nimmt die Stelle eines Objekts im übergeordneten Satz ein.
Beispiel: Ich verkaufe, was ich nicht mehr brauche. (Anstelle des Objekts "(Ich verkaufe) das." steht der Nebensatz: ... was ich nicht mehr brauche.) - Prädikativsatz: Der Nebensatz nimmt die Stelle eines Prädikativs im übergeordneten Satz ein.
Beispiel: Jonathan ist, was er schon immer werden wollte. (Anstelle des Prädiaktivs "(Jonathan ist) Maurer." steht der Nebensatz: ... was er schon immer werden wollte.) - Adverbialsatz: Der Nebensatz nimmt die Stelle einer Adverbiale im übergeordneten Satz ein.
Beispiel: Wo heute ein Parkplatz ist, lag früher eine Wiese. (Anstelle der Adverbiale "Dort/An der Stelle (lag früher eine Wiese.)" steht der Nebensatz: Wo heute ein Parkplatz ist.) - Attributsatz: Der Nebensatz nimmt die Stelle eines Attributs im übergeordneten Satz ein.
Beispiel: Hunde, die bellen, beissen nicht. (Anstelle des Attributs/des attributiv verwendeten Partizips "Bellende (Hunde beissen nicht)" steht der Nebensatz: ... die beissen.)
Bei der inhaltlichen Bezeichnung der Nebensätze fragt man sich, in was für einem Verhältnis der Nebensatz zum übergeordneten Teilsatz steht. Folgende inhaltichen Verhältnisse sind feststellbar
- Kausalsätze: Der Nebensatz gibt einen Grund/ eine Ursache an. Typische Konjunktionen sind: da, weil.
Beispiel: Du bist krank, weil du gesten über die Stränge geschlagen hast. - Konditionalsätze: Der Nebensatz gibt eine Bedingung/Voraussetzung an. Typische Konjunktionen sind: wenn, falls, sofern.
Beispiel: Wir gehen wandern, wenn es nicht regnet. - Finalsätze: Der Nebensatz gibt einen Zweck, eine Absicht, Eignung an. Typische Konjunktionen sind: damit, dass, auf dass, um … zu.
Beispiel: Ich gehe nach Hause, damit mein Freund sich nicht über das lange Ausbleiben beklagen kann. - Konsekutivsätze: Der Nebensatz gibt eine Folge/Wirkung an. Typische Konjunktionen sind: dass, so … dass, sodass, als dass.
Beispiel: Der Erfolg war so gross, dass er von seiner künstlerischen Tätigkeit leben konnte. - Konzessivsätze: Der Nebensatz gibt eine Einschränkung, einen unzureichenden Gegengrund an. Typische Konjunktionensind: obwohl, obschon, obzwar, wenn auch, selbst wenn, sogar wenn.
Beispiel: Sie gingen auf die Wanderung, obwohl es regnete. - Adversativsätze: Der Nebensatz gibt einen Gegensatz an. Typische Konjunktionen sind: statt zu, anstatt, statt dass, ausser wenn, während, ausser dass.
Beispiel: Du machst Pause, statt dass du dich um die dringende Arbeit kümmerst. - Temporalsätze: Der Nebensatz gibt einen Zeitpunkt, eine Zeitdauer an. Typische Konjunktionen sind: nachdem, seit, seitdem, ehe, bevor, solange, während.
Beispiel: Sie ist glücklich, nachdem sie ihr Ziel erreicht hat.
Man unterscheidet:- Vorzeitige Temporalsätze. Die typische Konjunktion zu Beginn des vorzeitigen Temporalsatzes ist nachdem. Doch auch die Konjunktionen als, seit, seitdem, sobald, sowie und wenn können vorzeitige Temporalsätze einleiten.
Beispiel: Sobald er die Jacke ausgezogen hatte, stürmten seine Kinder auf ihn zu. → Die Handlung im Nebensatz (er zieht die Jacke aus) geschieht vor der Handlung im Hauptsatz (seine Kinder stürmen auf ihn zu).
- Nachzeitige Temporalsätze. Typische Konjunktionen sind bevor und ehe. Zudem kann auch bis einen nachzeitigen Temporalsatz einleiten.
Beispiel: Ehe du wieder zu maulen beginnst, verlasse ich lieber den Raum. → Die Handlung im Nebensatz (du beginnst wieder zu maulen) wird nach der Handlung im Hauptsatz geschehen (ich verlasse lieber den Raum). - Gleichzeitige Temporalsätze. Typische Konjunktionen sind während, solange, sobald, sooft, als, wie, wenn und indes.
Beispiel: Während ich koche, sitzt meine Freundin bequem vor dem Fernseher. → Die Handlung im Nebensatz (ich koche) läuft parallel zur Handlung im Hauptsatz (meine Freundin sitzt bequem vor dem Fernseher).
- Vorzeitige Temporalsätze. Die typische Konjunktion zu Beginn des vorzeitigen Temporalsatzes ist nachdem. Doch auch die Konjunktionen als, seit, seitdem, sobald, sowie und wenn können vorzeitige Temporalsätze einleiten.
- Modalsätze: Der Nebensatz beschreibt einen Umstand. Typische Konjunktionen sind: wie, wie wenn, indem, dadurch dass.
Beispiel: Er verhält sich, wie wenn er im Lotto gewonnen hätte. - Formen der Redeanführung: Der Nebensatz enthält eine indirekte Rede oder eine indirekte Frage (im Gegensatz zur direkten Rede, Frage).
Beispiel: Sie sagte, sie könne morgen kommen. (indirekte Rede; da ein uneingeleiteter Nebensatz vorhanden ist, steht das konjugierte Verb ausnahmsweise nicht am Schluss des Teilsatzes)
Sie fragten, wann sie die Prüfungsergebnisse erfahren würden (indirekte Frage, kombiniert mit indirekter Rede).
Übungen
- Übung satzwertige Ausdrücke (leicht), Satzgefüge, Satzverbindung, zusammengezogener Satz (leicht)
- Übung Erkennen von Haupt- und Nebensätzen (leicht)
- Übung Bestimmung von Nebensätzen nach ihrer Form (leicht)
- Übung Bestimmung von Nebensätzen nach ihrer Funktion (mittel)
- Übung Bestimmung von Nebensätzen nach dem inhaltlichen Bezug zum übergeordneten Elemente/Teilsatz (mittel)
- Übung umfassende Bestimmung der Nebensätze (schwer)
- Löse die Übung direkt in der WORD-Datei oder drucke die entsprechende PDF-Datei aus und schreibe die Lösungen von Hand hinein.
Vergleiche deine Lösung mit den Lösungsansätzen.
- Löse die Übung direkt in der WORD-Datei oder drucke die entsprechende PDF-Datei aus und schreibe die Lösungen von Hand hinein.