Themenentwicklung
Grundsätzliches
Wenn von Themenentwicklung die Rede ist, dann bewegen wir uns auch im Thema Kohäsion und Kohärenz (vgl. dazu weiter unten >>). Die Kohäsion bezieht sich auf die Oberflächenstruktur des Textes, also die äussere Gestalt, die Kohärenz dagegen auf den inhaltlichen Zusammenhang. Mit Kohäsionsmitteln an der Textoberfläche kann der inhaltliche Zusammenhang von Aussagen in einem Text unterstützt werden. Kohäsionsmittel fördern demnach die Kohärenz.
Es gibt Mittel, Zusammenhang zwischen einzelnen Textteilen zu stiften, die sich nicht mehr eindeutig den Kohäsionsmitteln zuordnen lassen. Generell ist es so, dass natürlich mit den Kohäsionsmitteln immer auch ein Zusammenhang auf der inhaltlichen Ebene unterstützt wird. Das ist ein Grund dafür, dass zum Teil Kohärenz als Oberbegriff auch für die Kohäsion verwendet wird. Nachfolgend sind einige Phänomene aufgeführt, die nicht mehr eindeutig zu den Kohäsionsmitteln, sondern eher zu den "Kohärenzmitteln" zu zählen sind, weil sie nicht mehr im gleichen Mass an der sprachlichen Oberfläche festmachbar sind. Zum Teil handelt es sich um Phänomene, die in der vorstehenden Aufzählung von Kohäsionsmitteln vorhanden sind. Vgl. das bereits oben aufgeführte Beispiel:
Der Trainer musste den Stammtorhüter auswechseln. Im Trainingslager prallte dieser mit einem Stürmer zusammen und verletzte sich.
Hier lässt sich zu Recht fragen, ob das wirklich noch etwas mit sprachlich gestifteter Kohäsion zu tun hat. Es macht ebenso Sinn, den Zusammenhang mit begrifflicher Nähe zu erklären, mit der Nachbarschaft miteinander verknüpfter Bedeutungsfelder (= Kontiguität): Wiederholt wird Thematisches ohne Wiederholung von Wortmaterial oder Referenzobjeken. Wir bewegen uns in solchen Fällen in einem Grenzbereich zwischen Kohäsion und Kohärenz.
Zu diesem Grenzbereich gehören auch "Themawörter". Das sind Leitwörter, die eine Information wieder aufnehmen und fortführen und die es den Leser/-innen ermöglichen, ein Thema durch einen Text zu verfolgen. Solange es sich bei diesen Themawörtern um Wiederholungen handelt, bewegen wir uns klar im Bereich der Kohäsion. Je mehr wir uns aber im Bereich von Bedeutungsfeldern (= Kontiguität) bewegen, umso mehr befinden wir uns im Bereich der "Kohärenzmittel".
Des Weiteren lassen sich auch Überlegungen zur Themenentwicklung resp. Themenentfaltung in diesem Grenzbereich ansiedeln. Ein Thema zieht sich durch einen Text hindurch, enthält Unterthemen. Es kann beschreibend entfaltet oder argumentierend dargestellt werden oder aber erklärend. Auf einen eingeschränkteren Raum bezieht sich in dem Zusammenhang die Fokus-Hintergrund-Gliederung oder Thema-Rhema-Progression. Damit hängt die Beobachtung zusammen, dass inhaltlich Wichtiges und Neues eher gegen Ende eines Satzes erscheinen, bekannte Informationen eher zu Beginn eines Satzes. Die den Leser/-innen bekannten Informationen werden als Thema bezeichnet, das, was als zusätzliche Information erscheint, als Rhema. Bei der Thema-Rhema-Progression handelt es sich in erster Linie um die Informationsverteilung innerhalb von Sätzen. In dem Sinn haben wir es nicht so sehr mit einem Textphänomen, sondern mit einem Satzphänomen zu tun. Doch diese Erscheinung lässt sich auch auf ein Textganzes übertragen.
Übungen
Üungen zur Themenentwicklung finden sich bei Weinrich (2007, ab S. 374).