Verknüpfungen über grammatische Merkmale
Grundsätzliches
In einem Satz stehen die einzelnen Wörter nicht alleine da. Sie gehen vielfältige grammatische Beziehungen mit anderen Wörtern ein. Diese Beziehungen äussern sich so, dass bestimmte grammatische Merkmale von den Wörtern verlangt werden. Die Wörter müssen in bestimmten grammatischen Merkmalen mit anderen Wörtern übereinstimmen oder sie müssen von anderen Wörtern verlangte grammatische Merkmale enthalten (so verlangt ein Verb zum Beispiel einen oder mehrere bestimmte Fälle von den abhängigen Wortgruppen).
Der Grammatikapparat, der in unserem Kopf vorhanden ist, überprüft beim Sprechen und Schreiben, ob die korrekten grammatischen Merkmale verwendet werden. Um was es dabei geht, zeigen folgende Beispiele:
- Wieso heisst es nicht:
Ich kenne eine Mann.
Verlangt wird Übereinstimmung im Genus, ein Nomen verlangt ein bestimmtes Geschlecht. - Wieso heisst es nicht:
Ich sehe drei Hund.
Wir sehe zwei Hunde.
Verlangt wird Übereinstimmung in der Zahl (Numerus). - Wieso heisst es nicht:
Ich erinnere mich dem Ball.
Verlangt wird Übereinstimmung im Fall, das Verb verlangt hier einen bestimmten Fall (Kasus). - Wieso heisst es nicht:
Ich gehst nach Hause.
Verlangt wird Übereinstimmung in der Person. - Wieso heisst es nicht:
Gestern werde ich in der Schule sein.
Ich kam nach Hause, esse ein belegtes Brötchen und ging dann Fussball spielen.
Verlangt wird Übereinstimmung in der Zeit (Tempus). - Warum heisst es nicht:
Falls du das machst, würde ich mich freuen.
Verangt wird Übereinstimmung in der Aussageweise (Modus). - Warum heisst es nicht:
Der Fussball tritt den Stürmer.
Die Handlungsrichtung ist zu beachten, Passiv. - Warum heisst es nicht:
Es geht mir heute gut als gestern.
Die Vergleichsform (Komparation) ist beachten.
Einen Überblick über die grammatischen Merkmale gibt folgende Zusammenstellung.
Grammatische Merkmale und Wortarten
Die Menge aller Wörter kann man nach verschiedenen Kriterien unterteilen. Verbreitet ist in Wörterbüchern die alphabetische Unterteilung: Zuerst erscheinen alle Wörter mit dem Anfangsbuchstaben A alphabetisch geordnet, dann diejenigen mit dem Anfangsbuchstaben B usw.
Man könnte die Wörter auch thematisch ordnen oder - was für Kreuzworträtsel praktisch wäre - nach der Anzahl Buchstaben oder ...
In der Schulgrammatik hat sich eingebürgert, die Wörter aufgrund ihrer grammatischen Merkmale und ihrer unterschiedlichen Aufgaben/Funktionen im Satz in Untergruppen einzuteilen, in sogenannte Wortarten. Ausgehend von der Erkenntnis, dass nicht bei allen Wörtern dieselben grammatischen Merkmale eine Rolle spielen (und die Wörter unterschiedliche Aufgaben/Funktionen übernehmen können), lassen sich fünf Wortarten festmachen:
- Wörter, die gar keine grammatischen Merkmale aufweisen, bezeichnet man als nicht flektierbare Wörter (frühere Bezeichnung: Partikeln).
- Wörter, die vor allem das grammatische Merkmal Tempus aufweisen, bezeichnet man als Verben; Verben können in eine bestimmte Zeit gesetzt werden.
- Wörter, die grundsätzlich Kasusmerkmale (Kasus = Fall) haben, bezeichnet man als Nomen, Adjektive und Pronomen.
- Wörter mit Kasusmerkmalen, die grundsätzlich ein festes Genus (grammatisches Geschlecht) haben, bezeichnet man als Nomen.
- Wörter mit Kasusmerkmalen, die grundsätzlich kein festes Genus haben und auch nicht gesteigert werden können, nennt man Pronomen und Artikel. Sie sind Stellvertreter oder Begleiter von Nomen.
- Wörter mit Kasusmerkmalen, die man grundsätzlich steigern kann (Komparation) und die zwischen einem Artikel und einem Nomen stehen können, nennt man Adjektive.
So ergibt sich folgende Übersicht der Wortarten:
In der folgenden Zusammenstellung erkennt man, welche grammatischen Merkmale bei welchen Wortarten zum Tragen kommen. Die Kästchen, die grau unterlegt sind, weisen darauf hin, dass die entsprechenden Merkmale vorhanden sind resp. bestimmt werden können.