Es ist eine verbreitete Aussage, dass jeder (Teil-)Satz ein Subjekt (vgl. >>) hat. Wie beurteilst du diese Aussage, wenn du die folgenden Beispiele betrachtest?

• Mir graut vor der morgigen Prüfung.
• Meiner Mutter wurde bei ihrem Missgeschick geholfen.
• Mach endlich mal eine Pause!
• Ich glaubte, dich richtig eingeschätzt zu haben. (Betrachte hier die satzwertige Infinitivgruppe.)
• Wann gehst du nach Paris? Sehrwahrscheinlich in den Herbsferien. (Betrachte den zweiten Satz.)

Ein ausgebildeter Satz hat in aller Regel ein Subjekt. Daneben gibt es nicht vollständig ausgebildete Sätze, bei denen das Subjekt fehlt, weil es ausgelassen und vom vorhergehenden Satz her dem Sinn nach ergänzt werden kann:

• Wann gehst du nach Paris? Sehrwahrscheinlich (gehe ich) in den Herbsferien.

Ähnliches gilt für satzwertige Infinitivgruppen. Hier ist das Subjekt hinzuzudenken. Wird die satzwertige Infinitivgruppe durch einen Nebensatz mit konjugiertem Verb ersetzt, dann zeigt sich das Subjekt automatisch:

• Ich glaubte, dass ich dich richtig eingeschätzt hätte.

Imperativsätze (Befehlssätze) sind auch eine spezielle Art von Sätzen. Bei ihnen wird das Subjekt weggelassen resp. muss man das Subjekt hinzudenken. Nur wenn man das Subjekt speziell betonen will, setzt man es ein:

• Mach endlich mal eine Pause! -> Mach du endlich mal Pause!

Subjektlos sind aber auch die Passivformen zu intransitiv gebrauchten Verben (= Verben, die kein Akkusativobjekt mit sich führen; vgl. >>):

• Meiner Mutter wurde bei ihrem Missgeschick geholfen. In der Aktivkonstruktion zeigt sich dann das Subjekt wieder: Man half meiner Mutter bei ihrem Missgeschick.

Schliesslich gibt es eine ganz kleine Zahl von Verben, bei denen das Subjekt je nach Gebrauch fehlen kann:

• Mir graut vor der morgigen Prüfung. In diesen Fällen kann man ein Platzhalter-Es verwenden, das aber kein echtes Subjekt ist: Es graut mir vor der morgigen Prüfung.

Insgesamt lässt sich sagen: Bis auf wenige Ausnahmen haben alle ausgebildeten Sätze ein Subjekt.

Gedankenanregungen: Schülerduden Grammatik, 2010, S. 349f.