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Lösungsansatz

Artikelprobe bei Adjektiven

Wenn es darum geht, ein Wort als Adjektiv (vgl. >>) zu erkennen, dann ist die Artikelprobe ein zuverlässiger Test, um herauszufinden, ob ein Adjektiv vorliegt oder nicht. Ist man sich nicht sicher, ob ein Adjektiv vorliegt, dann versuche man, das betreffende Wort zwischen Artikel und Nomen zu stellen.

Ist viel ein Adjektiv? -> Die vielen Preise .... -> ja.


Wie sinnvoll ist diese Probe, wenn du folgendes Beispiel betrachtest?

  • Diese unsere Stadt verdient mehr Anerkennung.

Pronomen können grundsätzlich nicht zwischen ein anderes begleitendes Pronomen und das zugehörige Nomen gestellt werden. Das aufgeführte Beispiel ist ein Ausnahmefall, der auf eine umgangssprachliche Verwendung hinweist. Standardsprachlich müsste der Satz lauten: Unsere Stadt verdient ... Oder: Diese Stadt verdient ...
Zudem besagt die Artikelprobe, dass ein Adjektiv zwischen Artikel und Nomen stehen kann. Das Beispiel "Diese unsere Stadt verdient mehr Aufmerksamkeit" enthält jedoch keinen Artikel, sondern ein anderes begleitendes Pronomen, nämlich ein Demonstrativpronomen ("diese"). Es ist nicht möglich, den Satz zu bilden: *Die unsere Stadt verdient mehr Aufmerksamkeit. Die Artikelprobe funktioniert also nicht und weist damit darauf hin, dass "unsere" kein Adjektiv ist.
Ausnahmen bilden das
Demonstrativpronomen "solcher" und das Indefinitpronomen "beide". Diese Pronomen können in Kombination mit einem anderen Pronomen zwischen das andere Pronomen und ein Nomen gestellt werden:
- Ein solches Geständnis hätte ich nicht erwartet. Keine solchen Bemerkungen mehr, bitte!
- Die beiden Frauen dort vorne kommen mir bekannt vor.
(Steht "beide" zwischen einem begleitenden Pronomen und dem Nomen, so wird es wie ein Adjektiv dekliniert. Taucht die Wortgruppe "die beiden" ohne zugehöriges Nomen im Satz auf, dann wird "beiden" immer klein geschrieben, weil "die beiden" dann als Indefinitpronomen betrachtet werden kann; es liegt also keine Nominalisierung vor.
Ein Spezialfall ist zudem das Indefinitpronomen "sämtliche"; dieses tritt nämlich als Indefinitpronomen und als Adjektiv auf; steht es zwischen begleitendem Pronomen und Nomen, ist es ein Adjektiv (es erhält dann je nach Fall auch zusätzliche Endungsbuchstaben):
- Meine sämtlichen Ersparnisse sind aufgebraucht.
Hingegen liegt in folgendem Fall ein Indefinitpronomen vor:
- Sämtliche Aufrufe zur Vernunft haben nichts genützt.
Ein Spezialfall ist auch das Wort "ein", das nicht nur unbestimmter Artikel sein kein. Wenn "ein" zwischen Artikel und Nomen steht, kann man es als unbestimmtes Zahladjektiv betrachten: Die einen Schülerinnen schwimmen, die anderen ruhen sich am Ufer aus. Zudem kann es neben seiner Funktion als unbestimmter Artikel auch als Indefinitpronomen verwendet werden (in der Bedeutung "irgendein"), schliesslich ist es auch noch eine Grundzahl: 1 (und damit je nach Grammatik ein bestimmtes Zahladjektiv oder ein bestimmtes Zahlpronomen).
Keine Spezialfälle sind die Indefinitpronomen "ein bisschen", "ein wenig", "ein paar", denn diese bilden eine Einheit und das "ein" kann nicht als eigenständiger unbestimmter Artikel betrachtet werden, der sich auf das nachfolgende Nomen bezieht:
- Ein paar Hinweise kannst du mir schon geben. Ein bisschen Aufmunterung würde mir jetzt gut tun. Ein wenig Freude könntest du mir bereiten.

Die Artikelprobe kommt nur dann wirklich an eine Grenze, wenn die Grundzahlen 1 bis 999'999 nicht als bestimmte Zahladjektive, sondern als Zahlpronomen betrachtet werden (vgl. dazu >>). Doch es ist besser, diese Grundzahlen als Adjektive zu bezeichnen und dann ist die Artikelprobe auf jeden Fall ein sehr verlässlicher Adjektivtest.
Gedankenanregungen: Schülerduden Grammatik, 2010, S. 209.

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