Navigation überspringen

Lösungsansatz

Adjektiv oder nicht?

Argumentiere dafür und dagegen, dass folgende Wörter Adjektive (vgl. >>) sind:

  • rosa, lila, oliv
  • zwei, drei, vier, ...
  • prima, klasse, super
  • der Kölner Dom, die St. Galler Bratwurst, ...
  • oft - öfter

Der einfachste Weg zu überprüfen, ob ein Adjektiv vorhanden ist, ist die Artikelprobe: Man stellt das fragliche Wort zwischen Artikel und Nomen. Wenns reinpasst, dann ist mit grösster Wahrscheinlichkeit ein Adjektiv vorhanden, wenn nicht, dann liegt sicher kein Adjektiv vor. Mit dieser Probe lässt sich sagen: Alle der oben aufgeführten Wörter bestehen diese Probe, bis auf "oft" resp. "öfter". "oft" lässt sich zwar steigern, was auf ein Adjektiv hinweisen würde. Doch es gibt eine ganz kleine Anzahl von Wörtern, die sich steigern lassen und nicht Adjektive sind. Dies betrifft wenige Adverbien wie "oft - öfter", "bald - eher", "gerne - lieber - am liebsten". Zum Teil übernehmen sie bei der Steigerung die Komparationsformen von inhaltlich verwandten Adjektiven. Also: Die Artikelprobe spricht dagegen, "oft - öfter" als Adjektiv zu bezeichnen, da hilft auch die Komparationsfähigkeit nicht, weil das eine Ausnahme ist.

Die Wörter "rosa, lila, oliv" sind Farbbezeichnungen . Im Unterschied zu anderen Farben wie "blau, rot" verändern sie aber ihre Form nicht, wenn sie attributiv oder nominalisiert verwendet werden.

  • das rote Kleid - das lila Kleid; in der Umgangssprache jedoch werden selbst diese Adjektive ohne Flexionsformen flektiert; vgl. zum Beispiel: Das lilane Kleid steht dir gut (statt. das lila Kleid).

Doch da diese Farbadjektive die Artikelprobe bestehen, zudem auch mit "wie" erfragt werden können, zählt man sie sinnvollerweise zu den Adjektiven. Dagegen spricht allein, dass sie in attributiver Form äusserlich keine Flexionsmerkmale zeigen und dass sie nicht gesteigert werden können. Doch selbst Adjektive, die Flexionsmerkmale äusserlich zeigen, können teilweise nicht gesteigert werden (der tote Hund - *toter).

Sehr ähnlich liegt der Fall bei den umgangssprachlich verwendeten bewertenden Adjektiven "prima, klasse, super". Diese Wörter bestehen die Artikelprobe. Sie können aber nicht gesteigert werden und zeigen äusserlich auch in attributiver Stellung keine Flexionsmerkmale. Dass sie nicht gesteigert werden können, teilen diese Wörter mit anderen "normalen" Adjektiven. Es überwiegt aber die Fähigkeit, attributiv verwendet werden zu können.

Die Grundzahlen 1 bis 999'999 zeigen ähnliche Auffälligkeiten wie die eben besprochenen Wörter "lila, roa, oliv, super, klasse, prima": Sie bestehen die Artikelprobe, was das wichtigste Kennzeichen für Adjektive ist, sie zeigen aber äusserlich in attributiver Stellung keine Flexionsmerkmale: meine drei Hunde ... (gegenüber: meine schönen Hunde ...). Nur im Ausnahmefall sind solche Fallendungen erkennbar: bei den Grundzaheln 1 bis 12 in bestimmten Verwendungen: Mit diesen drei(en) sollte es gehen. Er hat nur noch ein Auge - Er hat nur noch eines.
Zudem können die Grundzahlen nicht gesteigert werden, was aber auch auf andere ("normale") Adjektive wie "tot" zutrifft. Es spricht also vieles dafür, die Grundzahlen als Adjektive zu bezeichnen.
Gleichwohl sind einige Grammatiker/-innen der Meinung, bei diesen Grundzahlen handle es sich nicht um Zahladjektive, sondern um Zahlpronomen, und zwar, weil die Grundzahlen auch ohne Nomen gebraucht werden können und dann (im Unterschied zu "normalen" Adjektiven) kleingeschrieben werden. Vor allem können die Grundzahlen in dieser Konstellation wie Pronomen eingesetzt werden:
- Was zwei (anstelle des Pronomens "sie") machen, müssen noch lange nicht dreissig (anstelle des Pronomens "alle") machen.
Doch auch "normale" Adjektive können so verwendet werden, sie werden dann einfach als nominalisierte Adjektive grossgeschrieben:
- Was Fremde machen, müssen noch lange nicht Einheimische machen.
Demzufolge ist der Entscheid, die Grundzahlen als (Zahl-)Pronomen und nicht als (Zahl-)Adjektive zu bezeichnen, relativ willkürlich.

Der "Kölner" Dom und die "St. Galler" Bratwurst sind in dem Sinn Spezialfälle, als sie in attributiver Stellung grossgeschrieben werden. Da die Wörter aber zwischen Artikel und Nomen stehen können, sind sie den Adjektiven zuzuordnen. Hier handelt es sich um Ableitungen von geografischen Eigennamen. Diese werden in der Regel kleingeschrieben: die schweizerischen Seen, die deutschen Berge. Die Grosschreibung ist hier nur vorhanden, wenn die Ableitung Bestandteil eines Eigennamens ist: die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB).
Es gibt aber eine Ausnahmeregel bei den Ableitungen: Ableitungen von geografischen Eigennamen auf -er werden immer grossgeschrieben: die Schweizer Berge, die Berner Innenstadt ...

Gedankenanregungen
: Schülerduden Grammatik, 2010, S. 218.

Made with eXeLearning (Neues Fenster)