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Nominalisierungen

Merkmale von Nominalisierungen

Nominalisierungen erkennt man an mindestens einem der folgenden Merkmale:

  1. an einem vorausgehenden Artikel (der/die/das; ein/eine), der sich auf das nominalisierte Wort bezieht:
    → Mir gefällt das Schwimmen im Meer.
  2. an einem vorausgehenden Pronomen, das sich auf das nominalisierte Wort bezieht:
    → Ich liebe dein Singen.
  3. an einem vorausgehenden unbestimmten Zahlwort (ein paar, genug, viel, wenig, ...), das sich auf das nominalisierte Wort bezieht:
    → Die Aussprache hat wenig Neues ergeben.
  4. an einem vorangestellten adjektivischen Attribut, das sich auf das nominalisierte Wort bezieht:
    → Sie liebt schnelles Fahren.
  5. an einem nachgestellten Attribut, das sich auf das nominalisierte Wort bezieht:
    Fahren ohne Licht ist gefährlich.
  6. an ihrer Verwendung als (kasusbestimmtes) Satzglied oder (kasusbestimmtes) Attribut:
    → Man sagt, Liebende seien blind. (Liebende ist Subjekt/Nominalgruppe im Nominativ)
    → Du sollst Gleiches nicht mit Gleichem vergelten.
  7. an einer vorausgehenden Präposition, die sich auf das nominalisierte Wort bezieht:
    Mit Spicken hat sie noch eine 4 erreicht. (Hier liegt eigentlich dieselbe Auffälligkeit wie unter 6 [kasusbestimmtes Attribut] vor; folgt nach einer Präposition eine kasusbestimmte Wortgruppe, so ist das ein kasusbestimmtes Attribut.)
    → Sag dasselbe auf Französisch.

Vergleiche auch die Hinweise zu Nominalisierungen und Denominalisierungen unter Strategien zur Fehlererkennung. 

Nominalisierte Verben/Infinitive

Nominalisierte Infinitive (Infinitiv = Grundform des Verbs) werden grossgeschrieben.

Ein Infinitiv ist nominalisiert,

  • nach einem deklinierten Wort: rechtzeitiges Bremsen...
  • nach einer Präposition: trotz Lügen...
  • wenn ein Attribut folgt: Fehlen der Schüler...
  • wenn der Artikel eingesetzt werden könnte: (das) Lügen macht ihnen Spass

In allen anderen Fällen schreibt man die Infinitive klein (ausser natürlich am Satzanfang).

Infinitivgruppen können im Deutschen nominalisiert werden. Dann entsteht ein zusammengesetztes Nomen: das Biertrinken.
Keine Nominalisierungen liegen aber vor, wenn vor dem Infinitiv die Infinitivpartikel 'zu' steht.
Manchmal können blosse Infinitive nominal oder verbal aufgefasst werden, entsprechend können sie gross- oder kleingeschrieben werden:

  • Denn Irren (wer/was?) ist menschlich - Denn irren (was tun?) ist menschlich.

Nominalisierte Adjektive/Partizipien (allgemein)

Adjektive, die wie Nomen gebraucht werden, schreibt man gross.

Häufig gehen solchen nominalisierten Adjektiven Wörter wie etwas, nichts, viel, wenig voraus:

  • etwas Neues

Stehen Adjektive als Begleiter / Attribute vor Nomen, schreibt man sie immer klein:

  • ein schönes Lied, schöne Lieder ...

Ordnungszahlen gehören zu den Adjektiven und unterliegen denselben Bestimmungen:

  • Ernst kam als Zweiter...

Adjektive mit eingesparten Nomen schreibt man klein:

  • Die schwarzen Katzen folgen den grauen (Katzen).

Superlative, die mit 'Wie?' erfragt werden können, schreibt man klein:

  • Wie ist die Aufgabe → am leichtesten.

Ansonsten schreibt man nominalisierte Superlative gemäss der allgemeinen Regel für nominalisierte Adjektive gross:

  • Das Schwerste (Was?) steht ihm bevor.

Nominalisierte Sprach- und Farbadjektive

Bei Sprach- und Farbadjektiven gibt es zwei Arten von Nominalisierungen, beide unterliegen der Grundregel: Nominalisierungen schreibt man gross.

1. Nominalisierungen mit adjektivischer Deklination.
Hier haben die Adjektive eine Endung:

  • viel Rotes ...

2. Nominalisierungen mit nominaler Deklination.
Hier sind die Adjektive in der Regel endungslos:

  • Die Ampel schaltet auf Orange.

Wenn ein blosses Sprachadjektiv (ohne vorangehende Präposition) mit 'Wie?' erfragt werden kann, liegt ein adverbialer Gebrauch vor und man schreibt klein:

  • Wir unterhielten uns französisch.

Aber nominalisiert (mit Präposition):

  • In Indien verständigst du dich am besten auf Englisch.

Manchmal ist nicht klar, ob ein adverbialer (erfragbar mit 'Wie?) oder ein nominalisierter (erfragbar mit 'Was?') Gebrauch vorliegt:

  • Viele Leute sprechen Italienisch. (Wie?)
  • Viele Leute sprechen Italienisch. (Was?)

Paarformeln mit endungslosen Farbbezeichnungen unterliegen der Ausnahme für feste adverbiale Wendungen mit Präposition und sind kleinzuschreiben:

  • Das steht schwarz auf weiss im Vertrag.

 

Unbestimmte Zahladjektive

Die unbestimmten Zahladjektive viel, wenig, ein, ander schreibt man in all ihren Formen klein. Sie werden demzufolge wie Indefinitivpronomen behandelt: die einen assen, die anderen tranken, die meisten... , die wenigsten...

Nur wenn hervorgehoben werden soll, dass das Wort nicht als reines unbestimmtes Zahlwort zu verstehen sein soll, kann man es auch grossschreiben: Du sagst nur weniges/Weniges.

Formen ohne Deklinationsendungen sind aber immer klein: Du sagst nur wenig.

Präpositionen und Adjektive

Präposition + dekliniertes Adjektiv:

Bei einer kleinen Zahl fester Wendungen, die nur aus einer Präposition und einem deklinierten Adjektiv bestehen, ist neben der Grossschreibung auch die Kleinschreibung möglich:

  • ohne weiteres/Weiteres kannst du von neuem/Neuem die Übungen nochmals machen. Die Dinge liegen schon seit längerem/Längerem...

Die Ausnahme betrifft praktisch nur die folgenden Wendungen:

  • binnen kurzem/Kurzem, vor kurzem/Kurzem
  • seit langem/Langem, vor langem/Langem, seit längerem/Längerem, vor längerem/Längerem
  • von nahem/Nahem
  • von neuem/Neuem, seit neuestem/Neuestem
  • von weitem/Weitem, bei weitem/Weitem, bis auf weiteres/Weiteres, ohne weiteres/Weiteres.

Nicht unter diese Ausnahme fallen Wendungen, die von einer Verschmelzung aus Präposition und Artikel wie 'im' eingeleitet werden:

  • im Argen liegen, im Dunkeln tappen.

 

Nichtdeklinierte (endungslose) Adjektive werden in Verbindung mit reinen Präpositionen wie Adverbien behandelt, man schreibt sie dann klein:

  • von fern, in bar, von klein...

 

Von dieser Regel sind aber die Farb- und Sprachadjektive grösstenteils ausgenommen:

  • auf Italienisch unterhalten, auf Grün schalten, Schwarz mit Weiss mischen...

Nominalisierte Pronomen

Pronomen werden grundsätzlich kleingeschrieben, auch wenn sie Stellvertreter des Nomens sind:

  • Da liegt manches im Dunkeln.

Diese Regel gilt auch für die Grundzahlen (bestimmte Zahlpronomen):

  • Kommst du um halb fünf?

 

Ausgenommen von der Kleinschreibung der Pronomen sind nur seltene Nominalisierungen. Sie sind durch den vorausgehenden Artikel erkennbar:

  • Das Ich erhält in unserer Gesellschaft zu viel Gewicht.

Zu diesen Fällen sind bei den Grundzahlen auch die Nominalisierungen weiblichen Geschlechts zu zählen, denen dann ein Begleiter vorausgeht (Grundzahlen kann man entweder zu den (Zahl-)Pronomen oder zu den (Zahl-)Adjektiven zählen):

  • Die Dreizehn ist eine Unglückszahl.

Bei der Schreibung einer unbestimmten Menge ist bei den folgenden Wörtern nicht immer klar, ob es sich um ein Pronomen oder ein Nomen handelt; deshalb ist die Schreibung frei gegeben:

  • hundert/Hundert, tausend/Tausend, dutzend/Dutzend.

Nominalisierte unflektierbare Wörter / Partikeln

Partikeln werden grundsätzlich kleingeschrieben. In wenigen Fällen werden sie als Nomen gebraucht; das ist dann häufig am vorausgehenden Artikel erkennbar.

  • Im (= in dem) Hier und Jetzt musst du leben.

 

Die Erläuterungen orientieren sich an: Heuer, W. / Flückiger, M. / Gallmann, P. (2006): Richtiges Deutsch. 27. überarb. Aufl. Zürich: Verlag NZZ.