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Information und Wertung in Texten

 

Wenn man einen Text liest, so ist es wichtig zu sehen, mit welcher (offensichtlichen oder versteckten) Absicht er geschrieben worden ist. Dabei muss ein Leser, eine Leserin vor allem erkennen, ob der Text neutral Informationen vermittelt oder ob er Informationen bewertet, ob mit Informationen argumentiert und appelliert wird. Nicht immer ist das so klar, wie es scheint. Im Journalismus gibt es Textsorten, die einen Sachverhalt dokumentieren, wie der Bericht, die Meldung oder die Reportage. Daneben gibt es Textsorten, die explizit einen Sachverhalt bewerten, in denen es also ums Argumentieren und Appellieren geht. Beispiele sind der Kommentar oder die Glosse. Doch bereits in den dokumentierenden Texten sind Wertungen enthalten, nur schon dadurch, dass sie aus einer Menge von vorliegenden Texte ausgewählt und in der Zeitung veröffentlicht worden sind. Oder dadurch, dass im Text gewisse Informationen enthalten, andere aber herausgestrichen worden sind.

Wenn es um Wertungen bei Texten geht, dann ist damit auch das Begriffspaar Tatsache und Meinung angesprochen. Wird eine Tatsache vermittelt, dann ist damit tendenziell keine Wertung vorhanden, geht es um Meinungen, dann geht es auch um Wertungen:

  • Eine Tatsache ist ein wirklicher, gegebener Umstand. Sie bezeichnet einen Situation, in der sich die Dinge nachweislich befinden. (Vgl. >>)
  • Eine Meinung ist eine persönliche Ansicht, Überzeugung, Einstellung zu Zuständen, Ereignissen oder anderen Personen. Ihre wesentliche Aufgabe ist, zu bewerten und zu beurteilen, zu sagen, wie jemand etwas sieht. In dem Sinn ist die Meinung ein individuell geprägter Standpunkt. Er ergibt sich auf der Basis eigener Erfahrungen und eigenen Wissens. (Vgl. >>)

Grundsätzlich kann man mit Wörtern aus allen Wortarten etwas bewerten. Bestimmte Wortarten sind aber "anfälliger" darauf, Wertungen auszudrücken, insbesondere Adjektive. Das ist bei einem Adjektiv wie "schön" offensichtlich, liegt doch die Schönheit bekanntlich im Auge des Betrachters. Aber auch die Aussage "Johannes ist gross" ist eine Wertung, weil es kein objektives Kriterium gibt, das sagen würde, was gross ist.

Geht es darum zu entscheiden, ob ein dokumentierender/informierender Text vorhanden ist oder ein wertender, dann muss man sich fragen:

  • Werden wertende Wörter oder Wortgruppen verwendet? Warum ist das der Fall?
  • Treffen die Wertungen zu? Kann ich sie nachvollziehen?
  • Sind Wertungen versteckt im Text vorhanden, kann man sie zwischen den Zeilen herauslesen oder aus dem Text ableiten?
    (Vgl. dazu: Uthess, Sabine (2008). deutsch. training 9/10. Lesen, Fördern, Trainieren 3. Arbeitsheft für die Klassen 9 und 10. S. 29.)