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Satzglieder

 

Die verbalen Teile (des Prädikats) bilden die Satzklammer. In diese Satzklammer können Wortgruppen gestellt werden. Ebenso können vor die Klammer und nach die Klammer Wortgruppen gestellt werden. Auffallend ist nun, dass sich die Satzglieder um diese Satzklammer herum und innerhalb dieser Satzklammer verschieben lassen. Mit der Verschiebeprobe lassen sich damit die Satzglieder abgrenzen und erkennen.
Ein Satzglied ist eine Wortgruppe (= Gruppe von Wörtern), die selbständig ist und sich geschlossen im Satz verschieben lässt. Achtung: Eine Gruppe von Wörtern kann auch nur ein Wort enthalten.

Abgrenzung der Satzglieder

Grundlage für das Erkennen der Satzglieder ist die Definition:

  • Satzglieder sind Wörter oder Wortgruppen, die sich in einem Satz nur geschlossen verschieben lassen.

Am einfachsten lassen sich die Satzglieder in einem Aussagesatz(in einem Verbzweitsatz) abgrenzen. Dort kann man ohne Vorüberlegungen mit der Verschiebeprobe überprüfen, welche Wortgruppen Satzglieder sind. Jede zusammengehörige Wortgruppe, die sich geschlossen vor das konjugierte Verb, also ins Vorfeld des Satzes, verschieben lässt, ist ein Satzglied:

  • Beispiel: Neben der Tür steht seit gestern Abend ein grosser Koffer. Es lassen sich folgende Wortgruppen geschlossen vor das konjugierte Verb ins Vorfeld veschieben.
    • Seit gestern Abend steht neben der Tür ein grosser Koffer.
    • Ein grosser Koffer steht seit gestern Abend neben der Tür.
    • Neben der Tür steht seit gestern Abend ein grosser Koffer.
  • So ergeben sich die drei Satzglieder: seit gestern Abend, ein grosser Koffer, neben der Tür. Das Prädikat, die verbalen Teile sind in dem Sinn keine Satzglieder, sondern eben das Prädikat. Ein Satz besteht demzufolge aus Prädikat/verbalen Teilen und aus Satzgliedern.

Ist nicht ein Aussagesatz Bestandteil der Analyse, so muss man den Satz in einen solchen Aussagesatz umformen, um dann mit der eben geschilderten Verschiebeprobe die Satzglieder herauszufiltern.
Beispiele:

  • Geht ihr nach der Schule immer in die Stadt? -> umformen in einen Aussagesatz: Ihr geht nach der Schule immer in die Stadt.
    • Ihr geht nach der Schule immer in die Stadt.
    • In die Stadt geht ihr nach der Schule immer.
    • Immer geht ihr nach der Schule in die Stadt.
    • Nach der Schule geht ihr immer in die Stadt.
  • Sie besucht den Tanzunterricht, weil sie einmal eine grosse Tänzerin werden möchte. (Nur der Nebensatz ist Bestandteil der Betrachtung.)-> umformen in einen Aussagesatz: Sie möchte einmal eine grosse Tänzerin werden.
    • Sie möchte einmal eine grosse Tänzerin werden.
    • Eine grosse Tänzerin möchte sie einmal werden.
    • Einmal möchte sie eine grosse Tänzerin werden.
  • Bei satzwertigen Infinitiv- und Partizipgruppen lassen sich auf dieselbe Weise Satzglieder feststellen:
    • Sie ging zum Bahnhof, um ihn vom Zug abzuholen. (Nur der Nebensatz = satzwertige Infinitivgruppe [vgl. >>] ist Bestandteil der Betrachtung.) -> umformen in einen Aussagesatz: Sie holt ihn vom Zug ab.
      • (Sie) holt ihn vom Zug ab.
      • Ihn holt sie vom Zug ab.
      • Vom Zug holt sie ihn ab.
        Die Satzglieder in der satzwertigen Infinitivgruppe sind damit: "ihn und "vom Zug".
    • Ein schönes Lied pfeifend, kommt er mir entgegen. (Nur der Nebensatz = satzwertige Partizipgruppe [vgl. >>] ist Bestandteil der Betrachtung.) -> umformen in einen Aussagesatz: Er pfeift ein schönes Lied.
      • (er) pfeift ein schönes Lied.
      • Ein schönes Lied pfeift er.
        Das Satzglied der satzwertigen Partizipgruppe ist "ein schönes Lied".


Aus den vorherigen Ausführungen lässt sich ableiten, dass immer die Wortgruppe vor dem konjugierten Verb ein Satzglied ist (und nicht zwei, drei Satzglieder vor dem konjugierten Verb stehen können):

  • Der eine bekannte Melodie summende und tief in sich versunkene Mann meiner Schwester ist ein lieber Kerl. ("ist" = konjugiertes Verb; "der eine bekannte Melodie summende und tief in sich versunkene Mann meiner Schwester" = 1 Satzglied)

Manchmal lassen sich auch verbale Teile mit einem Satzglied mitverschieben. Dann ist dieser verschiebbare verbale Teil aber kein Satzglied oder Bestandteil eines Satzgliedes:

  • Ich konnte gestern Abend die Türe nicht recht schliessen. -> Schliessen konnte ich gestern Abend die Türe nicht recht. Oder: Die Türe schliessen konnte ich gestern Abend nicht recht. ("schliessen" ist verbaler Teil und nicht ein Satzglied oder Bestandteil des Satzglieds "die Türe"; das Verb "schliessen" ist die notwendige Ergänzung des Modalverbs "konnte").

Manchmal gibt es verschiedene Verschiebungsvarianten mit einer unterschiedlichen Anzahl von Satzgliedern, die jedoch auf einem Bedeutungsunterschied beruhen.

  • Der Satz: "Gestern kamen die Spielerinnen aus Moskau in Zürich an." hat folgende Verschiebungsvarianten:
    • Die Spielerinnen aus Moskau kamen gestern in Zürich an.
      in Zürich kamen gestern die Spielerinnen aus Moskau an.
      Gestern kamen die Spielerinnen aus Moskau in Zürich an.
      • Der Satz hat drei Satzglieder: die Spielerinnen aus Moskau, in Zürich, gestern
    • Die Spielerinnen kamen gestern aus Moskau in Zürich an.
      in Zürich kamen gestern die Spielerinnen aus Moskau an.
      Aus Moskau kamen gestern die Spielerinnen in Zürich an.
      Gestern kamen die Spielerinnen in Zürich aus Moskau an.
      • Der Satz hat vier Satzglieder: die Spielerinnen, in Zürich, aus Moskau, gestern
    • Im ersten Fall handelt es sich um Spielerinnen mit dem Wohnort Moskau; im zweiten Fall handelt es sich um Spielerinnen, die in Moskau an einem Turnier waren, aber nicht dort wohnen. Beide Lösungen sind korrekt. Würde der Schreiber/die Schreiberin aber den Ausgangssatz folgendermassen festlegen: "Die Spielerinnen aus Moskau kamen gestern in Zürich an.", dann gäbe es keine Interpretationsmöglichkeiten, weil der/die Schreibende mit dem Entscheid, die Wortgruppe "die Spielerinnen aus Moskau" vor das konjugierte Verb zu stellen. signalisiert, dass die Wörter zusammengehören und es sich um Spielerinnen handelt, die in Moskau wohnen.

Dann gibt es auch Fälle, in denen man Teile eines Satzgliedes eigenständig verschieben kann, ohne dass damit aber ein eigenes Satzglied vorhanden ist. Es kommt dann neben der Verschiebeprobe eine zweite Probe hinzu: die Ersatzprobe. Es lässt sich präziser definieren:

  • Ein Satzglied ist eine Wortgruppe, die sich geschlossen verschieben lässt, dabei ihren Sinn behält und sich auch durch eine kleinere Wortgruppe oder ein Wort ersetzen lässt.

Beispiel:

  • Trauben isst sie während des Tages viele. -> "Trauben" ist kein eigenständiges Satzglied, weil sich das Wort nicht durch ein einzelnes Wort/Pronomen ersetzen lässt: *Diese isst sie während des Tages viele (grammatisch unkorrekt). Zudem lässt sich "viele" auch nicht vor das konjugierte Verb verschieben: *Viele isst sie während des Tages Trauben (grammatisch unkorrekt).
    Korrekt: Viele Trauben isst sie während des Tages. -> Korrekte Ersatzprobe: Diese isst sie während des Tages. Das Satzglied ist also "viele Trauben" (neben den anderen Satzgliedern "sie" und "während des Tages").

Schliesslich ist noch anzumerken, dass es gewisse Wörter gibt, die Satzgliedcharakter haben, sich aber nicht wirklich vor das konjugierte Verb verschieben lassen. Es handelt sich dabei vor allem um Partikel im engeren Sinn (vgl. dazu >>), aber auch um Reflexivpronomen (vgl. >>):

  • Er glaubt ihren Ausführungen nicht.
    -> Ihren Ausführungen glaubt er nicht.
    -> Er glaubt ihren Ausführungen nicht.
    -> ?? Nicht glaubt er ihren Ausführungen. Obwohl sich "nicht" nicht vor das konjugierte Verb verschieben lässt, ist das Wort ein Satzglied. Das heisst, der vorstehende Satz besteht aus den drei Satzgliedern: "ihren Ausführungen", "er" und "nicht".
 
Die theoretischen Erläuterungen orientieren sich an:
Schülerduden Grammatik (2010). Die Schulgrammatik zum Nachschlagen, Lernen und Üben. 6., neu bearb. und aktualisierte Aufl. Hrsg. von der Dudenredaktion. Bearbeitet von Peter Gallmann, Maria Geipel und Anna Wagner. Mannheim u. a.: Dudenverlag.

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