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Wortarten: Pronomen und Artikel

 

Grundsätzliches 

Pronomen sind Wörter, die grundsätzlich Kasusmerkmale (Kasus = Fall) haben, die grundsätzlich kein festes Genus haben und auch nicht gesteigert werden können. Sie sind Stellvertreter oder Begleiter von Nomen. Im Unterschied zu Adjektiven lassen sich Pronomen grundsätzlich nicht zwischen einen Artikel und ein Nomen setzen:

  • einige: *die einigen Leute -> grammatisch nicht korrekt -> Pronomen
  • viele: die vielen Leute -> grammatisch korrekt -> Adjektiv

Oft wird zwischen Pronomen und Artikeln unterschieden, dies deshalb, weil Artikel nur ein Nomen begleiten, es aber nicht ersetzen können. Es gibt Grammatiken, die deshalb eine Wortart "Begleiter und Stellvertreter" haben, in die dann Artikel und Pronomen als Untergruppen fallen. Hier wird aber der Begriff Pronomen in einem weiten Sinn als Bezeichnung für eine der fünf Wortarten gebraucht. In dem Sinn lässt sich - wie oben schon angesprochen - sagen, dass Pronomen entweder ein Nomen begleiten (= Begleiter) oder ein Nomen (resp. eine Nominalgruppe, deren Kern ein Nomen ist) stellvertreten (= Stellvertreter); viele Pronomen können sowohl Begleiter als auch Stellverteter sein. Damit ist die Funktion (= der Gebrauch) der Pronomen angesprochen:

  • Begleiter: Meine Hunde sind gut erzogen. Aber nicht alle Hunde gehorchen ihren Herrchen.
  • Stellvertreter: Alle sollten in eine Hundeschule gehen müssen. Sonst werden sie unkontrollierbar. ("alle" steht stellvertretend für "alle Hunde" [= Nominalgruppe mit Nomen im Kern; vgl. >>]; "sie" steht stellvertretend für "die Hunde")

Pronomen haben folgende grammatische Merkmale:

  • Numerus: Pronomen stehen entweder im Singular (= Einzahl) oder im Plural (= Mehrzahl).
  • Kasus: Pronomen haben einen bestimmten Kasus (= Fall): Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ.
  • Genus: Pronomen stehen in einem bestimmten Genus (= grammatisches Geschlecht): Femininum (= weiblich); Maskulinum (= männlich); Neutrum (= sächlich).
    Pronomen können grundsätzlich in allen drei Genera vorkommen: welcher (Mann) = Maskulinum, welche (Frau) = Femininum, welches (Kind) = Neutrum. Das grammatische Geschlecht richtet sich nach dem Nomen, das die Pronomen begleiten oder stellvertreten. Steht ein Pronomen im Plural und ist das entsprechende Bezugsnomen nicht vorhanden, dann ist das Genus nicht bestimmbar: Sie singen laut. ("sie" = männlich oder weiblich oder sächlich!?)
  • Person: einige Pronomen (= Personal-, Reflexiv- und Possessivpronomen) tragen zudem das grammatische Merkmal Person, d. h. sie stehen in der ersten, zweiten oder dritten Person.

Begleiter eines Nomens übernehmen Numerus, Kasus und Genus vom Bezugsnomen. Stellvertreter eines Nomens (resp. einer Nominalgruppe mit Nomen als Kern) übernehmen Numerus und Genus des Nomens, das sie stellvertreten.
Pronomen können im Satz verschiedene Aufgaben übernehmen. Dementsprechend gibt es im Deutschen folgende Unterarten von Pronomen (vgl. dazu Schülerduden Grammatik, 2010, S. 168). Auffallend ist, dass bestimmte Wörter je nach ihrem Auftreten im Satz unterschiedlichen Unterarten zugeordnet werden können. So können "der, die, das" zum einen Demonstrativpronomen, zum anderen bestimmte Artikel und zum Dritten Relativpronomen sein. Die Wörter, die unterschiedlichen Unterarten zugeordnet werden können, sind farbig ausgezeichnet.

Unterart Begleiter /
Stellvertreter
grammatische
Merkmale
Beispiele Erläuterungen
Personalpronomen (nur) Stellvertreter Numerus, Kasus, Genus, Person ich (Nom.), mir (Dativ), mich (Akk.)
du, dir, dich
er, ihm, ihn / sie, ihr, sie /es, ihm, es

wir, uns, uns
ihr, euch, euch
sie, ihnen, sie
Die Personalpronomen stellvertreten die sprechende = erste Person, die angesprochene = zweite Person und die besprochene = dritte Person.
Für die höfliche Anrede wird die 3. Person Plural verwendet, dann aber grossgeschrieben:
  • Ich bitte Sie, mich zurückzurufen.
  • Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
Reflexivpronomen (nur) Stellvertreter Numerus, Kasus, Genus, Person mir (Dativ), mich (Akkusativ)
dir, dich
uns, uns
euch, euch
sich
einander
Das Reflexivpronomen ist eng mit einem zugehörigen Verb verbunden (z. B. sich schämen). Das Reflexivpronomen bezieht sich normalerweise auf das Subjekt (vgl. >>) des Satzes:
  • Ich schäme mich. ("ich" ist das Subjekt und steht in derselben (= ersten) Person wie das Reflexivpronomen.)
Zum Teil bezieht sich das Reflexivpronomen auch auf ein Genitivattribut (vgl. >>) :
  • Die Wut des Vaters auf sich war verständlich. ("des Vaters" ist Genitivattribut.)
Liegt eine wechselseitige Beziehung vor, verwendet man oft anstelle des normalen Reflexivpronomens das Wort "einander":
  • Sie waschen sich/einander.
Kein Reflexivpronomen, sondern ein Personalpronomen liegt vor, wenn sich das grammatische Merkmal "Person" vom Subjekt(-Pronomen) und vom Reflexivpronomen unterscheidet:
  • Ich wasche dich. ("ich" = 1. Person; "dich" = 2. Person)
Possessivpronomen Begleiter und Stellvertreter Numerus, Kasus, Genus, Person mein (1. Person Singular)
dein (2. Person Singular)
sein (3. Person Singular Maskulinum)
ihr (3. Person Singular Femininum)
sein (3. Person Singular Neutrum)

unser (1. Person Plural)
euer (2. Person Plural)
ihr (3. Person Plural)
Possessivpronomen zeigen den Besitz resp. die Zugehörigkeit an.
Bei Possessivpronomen gibt es immer zwei Bezugspunkte: den Besitzer/die Besitzerin und das Besitztum.
  • Mit dem "Besitzer" stimmt das Possessivpronomen in den grammatischen Merkmalen Person, Numerus und (in der 3. Person) im Genus überein, das zeigt sich im Stamm des Possessivpronomens:
    a1) Johanna liebt ihre Hunde. -> 3. Person, Singular, Femininum
    b1) Peter liebt seine Hunde. -> 3. Person, Singular, Maskulinum
  • Mit dem "Besitztum" stimmt das Possessivpronomen in den Merkmalen Numerus, Genus und Kasus überein, das zeigt sich an den Flexionsendungen des Possessivpronomens:
    a2) Johanna liebt ihre Hunde. -> Plural, Maskulinum, Akkusativ
    b2) Peter liebt seine Hunde. -> Plural, Maskulinum, Akkusativ
  • Das heisst: Die beiden Possessivpronomen in den Sätzen a) und b) haben insgesamt 6 grammatische Merkmale (1x Person, 2x Numeurs, 2x Genus, 1x Kasus:
    a1 + a2: "ihre" -> (Besitzerin) 3. Person, Singular, Femininum; (Besitztum) Plural, Maskulinum, Akkusativ;
    b1 + b2: "seine" -> (Besitzer) 3. Person, Singular, Maskulinum; (Besitztum) Plural, Maskulinum, Akkusativ;
Das Possessivpronomen "Ihr" zur Höflichkeitsform "Sie" wird grossgeschrieben (Ich verabscheue Ihre respektlose Art.), die Possessivpronomen "dein" und "euer" zu den Anredepronomen "du" und "ihr" können nur in Briefen grossgeschrieben werden.
Demonstrativpronomen Begleiter und Stellvertreter Numerus, Kasus, Genus dieser, diese, dieses
jener, jene, jenes
der-/die-/dasselbe
der-/die-/dasjenige
solcher, solche, solches
der, die, das
Mit Demonstrativpronomen weist man auf etwas hin, zeigt man auf etwas. Werden die Wörter "der, die, das" speziell betont, dann können sie auch Demonstrativpronomen sein. Das ergibt sich aber jeweils nur aus dem Text- oder noch besser: aus dem Sprechzusammenhang.
Interrogativpronomen Stellvertreter und z. T. Begleiter Numerus, Kasus, Genus wer, was
welcher, welche, welches
was für ein
Interrogativpronomen leiten Fragesätze und Ausrufesätze ein:
  • Was suchst du?
  • Was für eine Überraschung!
Achtung: Es gibt auch nicht flektierbare Wörter, die Fragesätze einleiten. Dann liegen keine Pronomen vor:
  • Warum kommst du nicht?
Relativpronomen nur Stellvertreter Numerus, Kasus, Genus wer, was
welcher, welche, welches
der, die, das
Relativpronomen verbinden bestimmte Nebensätze mit einem hierarchisch höherstehenden Teilsatz (vgl. dazu >>). In einem solchen Nebensatz stellt das Relativpronomen eine Beziehung her zu dem im übergeordneten Satz direkt vorausgehenden Bezugsnomen oder zu einem Bezugspronomen oder dann einer Bezugsnominalisierung.
  • Ich kenne die CD [= Nomen], die du kaufen willst.
  • Kennst du sie [= Pronomen], die dort drüben steht?
  • Das Einkaufen [= Nominalisierung], das Ernst keine Freude macht, lässt sich nicht vermeiden.
Indefinitpronomen in der Regel Begleiter und Stellvertreter,
z. T. nur Stellvertreter
Numerus, Kasus, Genus man
jedermann
jemand
niemand
nichts
etwas
genug
irgendein, irgendeine
irgendwelche
kein
alle
sämtliche
beide
ein bisschen
ein wenig
ein paar
einige
etliche
manche
allerlei
mancherlei
dreierlei
unsereiner
deinesgleichen
ein, eine, ein
Indefinitpronmen geben eine unbestimmte Menge, Grösse, Bedeutung, einen unbestimmten Umfang und Ähnliches an. dazu werden auch Wörter gezählt, für die das Unbestimmte nicht so recht einleuchtet wie "beide", "kein(er)", "niemand" oder auch "nichts".
Bei Indefinitpronomen, die im Singular stehen, kann man das grammatische Geschlecht bestimmen. Es lässt sich in der Regel folgendermassen ableiten: Hänge an das entsprechende Pronomen einen Nebensatz mit einem Relativpronomen an und lese an diesem Relativpronomen das Genus ab.
  • Genus von "nichts"? -> Nichts, das du gemacht hast, überzeugt mich. "das" verweist auf Neutrum.
  • Genus von "jemand"? -> Jemand, der so viel trainiert, muss es zu etwas bringen. -> "der" verweist auf Maskulinum.
Beim Pronomen "man" lässt sich die Probe nicht anwenden, es steht im Maskulinum.
unbestimmter Artikel nur Begleiter Numerus, Kasus, Genus ein, eine, ein Der unbestimmte Artikel gehört mit dem bestimmten Artikel zu den gebräuchlichsten Begleitern. Er stimmt immer mit Numerus, Genus und Kasus des Bezugsnomens überein. MIt dem unbestimmten Artikel zeigt man an, dass man ein Nomen verwendet, mit dem man auf etwas bisher Unbekanntes oder Unbestimmtes hinweist.
bestimmter Artikel nur Begleiter Numerus, Kasus, Genus der, die, das Der bestimmte Artikel gehört mit dem unbestimmten Artikel zu den gebräuchlichsten Begleitern. Er stimmt immer mit Numerus, Genus und Kasus des Bezugsnomens überein. MIt dem bestimmten Artikel zeigt man an, dass man ein Nomen verwendet, von dem schon die Rede war.
(Zahlpronomen) (Begleiter und Stellvertreter)   (1 ... 999'999) (Da die Grundzahlen zwischen Artikel und Nomen gestellt werden können, werden sie hier als (Zahl-)Adjektive und nicht als Zahlpronomen behandelt.)

 
Die theoretischen Erläuterungen orientieren sich an:
Schülerduden Grammatik (2010). Die Schulgrammatik zum Nachschlagen, Lernen und Üben. 6., neu bearb. und aktualisierte Aufl. Hrsg. von der Dudenredaktion. Bearbeitet von Peter Gallmann, Maria Geipel und Anna Wagner. Mannheim u. a.: Dudenverlag.

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