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Wortschatz, Stil: Sprechweisen und Stilebenen

 

Die traditionelle Rhetorik unterscheidet zwischen drei Stilebenen (genera dicendi) (vgl. LiGo):

  • genus humile: einfaches, aufwandloses Stilniveau (zur Vermittlung von Sachverhalten)
  • genus medium: mittleres Stilniveau (um das Publikum zu erfreuen)
  • genus grande: gehobenes, hohes Stilniveau (um starke, pathetische Gefühle zu erregen)

Übertragen auf die deutsche Sprache kann man die folgenden drei Stilebenen/-schichten festlegen:

  • Niedere Stilebene: Wortbeispiele - futtern, Fresse
  • Mittlere Stilebene: Wortbeispiele - essen, Gesicht
  • Hohe Stilebene: Wortbeispiele - dinieren, Antlitz

Die Grenzen zwischen den Stilebenen sind fliessend, eine Zuordnung ist immer mit einem subjektiven Faktor verbunden. In der Lexikologie geht man von einer neutralen Ebene aus, der "normalsprachlichen, schriftsprachlichen Schicht mit expressiver Nullfärbung" (lexikologie.de). "Expressive Nullfärbung" meint, ohne mit einem speziell positiven oder negativen resp. wertenden Nachdruck versehen zu sein. Ausgehend von dieser neutralen Ebene gibt es nach oben und nach unten Untergliederungen. Man orientiert sich dabei an folgenden grundsätzlichen Schichten/Ebenen:

  • kunstsprachlich/gehoben
  • normalsprachlich/gehoben
  • normalsprachlich (= neutrale Ebene)
  • umgangsprachlich/gesenkt

Innerhalb der einzelnen Schichten/Ebenen gibt es natürlich noch Feinunterscheidungen, so vor allem in der umgangsprachlichen/gesenkten Schicht/Ebene; hier reicht die Unterscheidung von "nachlässig", "salopp" bis zu "derb/vulgär".
Achtung: Der Begriff "Umgangssprache" ist mehrdeutig. Zum einen ist damit die niedere Stilebene gemeint. Zum anderen bezeichnet der Begriff aber auch die Sprache, die im täglichen Umgang mit anderen Menschen verwendet wird.

Die Wahl der Stilebene hängt von der Situation und der Textsorte ab. Es gibt in dem Sinn auch keine gute oder schlechte Stilebene, sondern eine angemessen verwendete oder nicht angemessen verwendete. Es wäre ebenso deplatziert, in einem Text für Jugendliche den gehobenen Stil zu wählen wie in einem gehobenen Text jugendsprachliche/umgangsprachliche Ausdrücke zu verwenden. Im Allgemeinen fährt man am besten, wenn man den normalsprachlichen Ausdruck auf der neutralen Ebene wählt.

Zu Helvetismen vgl. >>.