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Wortschatz, Stil: sprachliche Mittel zur Sicherung des Textzusammenhangs

 

Sätze, die in einem Text erscheinen, nebeneinanderstehen, anderen folgen oder vorausgehen, haben untereinander einen Zusammenhang und bilden ein Textgesamtes, das zusammenhängend erscheint und einen Sinn ergibt. Mit sprachlichen Mitteln kann dieser Zusammenhang gesichert werden. Achtet man darauf, wie dieser Zusammenhang gestiftet werden kann, dann kann man zwischen Kohäsion und Kohärenz unterscheiden: Die Kohäsion bezieht sich auf die äussere Gestalt eines Textes, die Verknüpfung einzelner Textteile durch konkretes sprachliches Material. Die Kohärenz bezieht sich auf den inhaltlichen Zusammenhang, die logische Form. Mit sogenannten Kohäsionsmitteln (an der Textoberfläche) kann dieser inhaltliche Zusammenhang (der Texttiefenstruktur) unterstützt werden. Kohäsionsmittel fördern demnach die Kohärenz. Für genauere Ausführungen zum Thema Kohäsion und Kohärenz vergleiche >>.

Zu den bekanntesten Kohäsionsmitteln gehören die zu den Verweismitteln gehörenden Pro-Formen wie Pronomen und die Verknüpfungsmittel, insbesondere Konjunktionen. Pronomen und Konjunktionen sind Funktionswörter, haben also nur wenig eigenständige Bedeutung, sie sind in dem Sinn nicht inhaltlich bedeutsames Wortmaterial.

Textzusammenhang kann aber auch durch inhaltlich bedeutsames Wortmaterial hergestellt werden. Wörter treten zu anderen Wörtern in Beziehung.
Es ist davon auszugehen, dass viele Wörter unserer Sprache in Organisationseinheiten, sogenannten Bedeutungsfeldern organisiert sind. Ein solches Feld umfasst Wörter, die gemeinsame semantische Merkmale besitzen und auch einen gemeinsamen Referenzbereich haben (vgl. dazu auch >>). Werden Wörter in einem konkreten Text verwendet, dann bringen wir sie mit unserem Welt- und Sprachwissen automatisch miteinander in Verbindung, wenn sie in ein gemeinsames Bedeutungsfeld oder Wissensfeld gehören, das heisst, wenn sie sich begrifflich nahestehen. Unser metereologisches Wissen sagt uns, dass die Wörter drehen und Wind in ein gemeinsames Bedeutungsfeld gehören. Unser Kochwissen legt uns nahe, die Wörter schlagen und Rahm miteinander in Verbindung zu bringen und unser Wirtschaftswissen macht dasselbe mit den Wörtern Crash und Börsenkurs. Diese Wörter treten gehäuft miteinander auf. Solche Beziehungen nennt man Kontiguitätsbeziehungen (vgl. Wikipedia). Dass durch solche begriffliche Nähe Textzusammenhang entsteht, zeigt sich in folgendem Beispiel: Der Trainer musste den Stammtorhüter auswechseln. Im Trainingslager prallte dieser mit einem Stürmer zusammen und verletzte sich. Hier wird Thematisches wiederholt (es geht um Fussball), und zwar ohne Wiederholung von Wortmaterial.

In den angesprochenen Bedeutungsfeldern bilden gewisse Wörter eine spezielle Gruppe. Es gibt Wörter, die mit anderen Wörtern in eine ganz enge Beziehungen treten und sich recht systematisch erfassen und beschreiben lassen. Sie beziehen sich deutlich in der Grundbedeutung aufeinander. Man nennt diese Beziehungen semantische Relationen/Bedeutungsrelationen. Typische solche Bedeutungsrelationen/-beziehungen sind Antonymie (Gegensätzlichkeit), Synonymie (Gleichheit oder Ähnlichkeit von Wörtern), Polysemie (Mehrdeutigkeit), Homonymie (gleiches Wort für unterschiedliche Bedeutungen), Hyponymie (Unterordnung -> Unterbegriff), Hyperonymie (Überordnung -> Oberbegriff). Vergleiche dazu genauer >>.

Fazit: Nicht nur Verknüpfungsmittel wie Konjunktionen oder Verweismittel wie Pronomen stellen Textzusammenhang her. Indem Wörter in Bedeutungsfeldern platziert sind, indem Wörter gehäuft gemeinsam in Nachbarschaft auftreten, indem Wörter in ganz bestimmten Bedeutungsbeziehungen (wie Synonymie) vorkommen, wird ebenfalls Zusammenhang in einem Text hergestellt. Das steht nachfolgend im Vordergrund.

Die theoretischen Erläuterungen orientieren sich an: Schwarz, Monika; Chur, Jeannette (1993). Semantik. Ein Arbeitsbuch. Tübingen: Gunter Narr Verlag.