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Bedeutungsfelder/Wortfelder und Kontiguität

 

Die Bedeutungen von Wörtern sind in unserem mentalen Lexikon nicht isoliert abgespeichert. Es ist davon auszugehen, dass viele Wörter unserer Sprache in Organisationseinheiten, sogenannten Bedeutungsfeldern oder Wortfeldern organisiert sind. Ein solches Feld umfasst Wörter, die gemeinsame semantische Merkmale besitzen und auch einen gemeinsamen Referenzbereich haben. Im engen Sinn gehören zu einem Wortfeld Wörter, die alle der gleichen Wortklasse (= Wortart) angehören.

  • Beispiel für ein Wortfeld: sterben -> umkommen (äusserlich verursacht); fallen, erliegen (durch Verletzung oder Krankheit); verröcheln (qualvoll durch Krankheit oder Verletzung); verhungern (aus Mangel an Nahrung); verdursten (aus Mangel an Flüssigkeit); ersticken (aus Mangel an Luft); verbluten (aus Mangel an Blut); erfrieren (durch Einwirkung von Kälte); verbrennen (durch Einwirkung von Feuer); ertrinken (durch Einwirkung von Wasser; zugrundegehen (qualvoll). (vgl. Wikipedia)

Doch es ist nicht davon auszugehen, dass unser mentales Lexikon nur semantisch ähnliche Wörter, die derselben Wortart angehören, in eine Organisationseinheit zusammenfasst. Experimente zeigten, dass auch semantisch ähnliche Wörter unterschiedlicher Wortarten eng miteinander verknüpft und abgespeichert werden. So bilden Hund und bellen eine solche enge Beziehung. Hierbei geht es um begriffliche Nähe. Man kann also sagen, es gibt Bedeutungsfelder in einem weiten Sinn, in denen semantisch ähnliche Wörter zusammengefasst sind (ohne den Zusatz zu machen, dass diese Wörter derselben Wortart zugehören müssen). Man nennt dieses Phänomen auch Kontiguität. Es geht dabei um Beziehungen zwischen Wörtern oder Wortgruppen, die der gleichen semantischen Ebene angehören. Kontiguitätsbeziehungen bilden das semantische Gerüst eines Textes. Man unterscheidet verschiedene solche Beziehungen, zum Beispiel:

  • logische Kontiguität: die Wörter, Wortgruppen stehen in einem logischen Zusammenhang; Beispiele: Frage - Antwort; Anfang - Ende;
  • ontologische Kontiguität: betrifft die strukturellen Beziehungen zwischen Wörtern/Wortgruppen; Beispiele: Schwein - grunzen; Pflanze - Wurzel;
  • kulturelle Kontiguität: Zusammengehörigkeit wird durch Weltwissen gewährleistet; Beispiele: Operation - Krankenhaus; Zug - Schiene;
  • situative Kontiguität: Zusammenhang wird durch die Einbettung der Wörter in eine bestimmte Situation hergestellt; Beispiele: ich - du, hier - da. (Vgl. Wikipedia)

Werden Wörter in einem konkreten Text verwendet, dann bringen wir sie mit unserem Welt- und Sprachwissen automatisch miteinander in Verbindung, wenn sie in ein gemeinsames Bedeutungsfeld oder Wissensfeld gehören, wenn sie sich begrifflich nahestehen. Das sind Kontiguitätsbeziehungen. Unser metereologisches Wissen sagt uns, dass die Wörter drehen und Wind in ein gemeinsames Bedeutungsfeld gehören. Unser Kochwissen legt uns nahe, die Wörter schlagen und Rahm miteinander in Verbindung zu bringen und unser Wirtschaftswissen macht dasselbe mit den Wörtern Crash und Börsenkurs (vgl. Wikipedia). Diese Wörter treten gehäuft miteinander auf. Das gehäufte benachbarte gemeinsame Auftreten von Wörtern nennt man mit einem Fremdwort Kollokation (vgl. Wikipedia).

(
Die vorausgehenden Informationen orientieren sich an Schwarz/Chur, 1993, S. 60-62 und Wikipedia)

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