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Wortschatz, Stil: Fremdwörter, Fachausdrücke

 

Die Wörter einer Sprache haben unterschiedliche Ursprünge. Entweder stammen sie aus den alten Stufen der Sprache selbst, haben also keinen fremden Ursprung. Solche Wörter nennt man Erbwörter.
Sprachen übernehmen aber auch aus anderen Sprachen Wörter. In dem Zusammenhang kann man zwei Arten von Wörtern unterscheiden: Fremdwörter und Lehnwörter.
Fremdwörter sind Wörter, die aus einer anderen Sprache stammen und deren fremder Ursprung noch ersichtlich ist. Das zeigt sich an der Lautung, an der Schreibweise, an der Betonung, aber auch an der Flexion (vgl. >>) und Wortbildung. So wird das Wort "Baby" anders ausgesprochen, als die deutsche Schreibung es nahelegen würde (im Deutschen müsste man das Wort als "Babi" aussprechen). Es hat eine ungewöhnliche Schreibung (im Deutschen müsste man in etwa "Bejbi" schreiben, um die richtige Aussprache zu treffen). Und das Wort wurde bis vor einigen Jahren noch mit der englischen Pluralform "Babies" gebraucht (heute gilt die im Deutschen bekannte Pluralbildung "Babys").
Lehnwörter stammen auch aus einer fremden Sprache, aber der fremde Ursprung ist nicht mehr ersichtlich. Denn die Lautung, Schreibung und auch Flexion haben sich der Nehmersprache angepasst. So ist im Wort "Fenster" nicht mehr die Flexion und Schreibweise des Lateinischen Ursprungsworts "fenestra" ersichtlich.

Die moderne Sprachwissenschaft macht die Unterscheidung zwischen Lehnwort und Fremdwort nicht, weil es zu viele Zweifelsfälle gibt. Sie unterscheidet einfach Lehnwörter im engen Sinn (das entspricht vorstehender Umschreibung von "Lehnwort") und Lehnwörter im weiten Sinn, zu denen auch die Fremdwörter gehören. Der Übergang von Lehnwörtern im engen und im weiten Sinn ist fliessend, aber für eine Annäherung an die fremden Einflüsse auf eine Sprache ist die Unterscheidung zwischen Fremdwort und Lehnwort in der oben aufgeführten Weise sinnvoll.
Zu weiteren Unterscheidungen im Zusammenhang mit dem Begriff "Lehnwort" vgl. lexikologie.de.

In den vergangenen Jahrhunderten haben viele Sprachen den deutschen Wortschatz beeinflusst: Griechisch, Latein, Französisch, Italienisch und Englisch, um die wichtigsten zu nennen. Viele fremde Wörter sind eingedeutscht worden, bei anderen ist der fremde Ursprung nach wie vor erkennbar. Es gibt verschiedene Gründe, Fremdwörter zu verwenden (vgl. Mattle u. a., 2008, S. 11):

  • Fremdwörter können Lücken im deutschen Wortschatz füllen.
  • Fremdwörter können als stilistische Variante eingesetzt werden.
  • Fremdwörter spiegeln die Globalisierung wider. Das zeigt sich vor allem im Einfluss der Weltsprache Englisch.
  • Fremdwörter zu verwenden ist cool; das gilt heute vor allem für das Englische.
  • Fremdwörter können das Prestige erhöhen, verleihen einem einen Hauch von Intellektualität.

Fremdwörter haben und hatten bei Sprachpfleger/-innen immer einen schweren Stand. Grundsätzlich ist es so, dass man den deutschen Wörtern den Vorzug geben sollte. Das gilt vor allem, wenn man davon ausgehen muss, dass das Gegenüber - oder sogar man selbst - die Fremdwörter nicht richtig versteht. Zu viele Fremdwörter erschweren das Textverständnis. Doch es macht Sinn, Fremdwörter zu verwenden,

  • wenn ein Fremdwort nicht ersetzt werden kann,
  • wenn ein Fremdwort eine gewollte stilistische Variante ist,
  • wenn ein Fremdwort ein Fachbegriff ist. (Vgl. Mattle u. a., 2008, S. 12.)

Tipp: Für eine umfangreiche Arbeit mit Fremdwörtern vgl. den sehr guten Fremdworttrainer von Wahrig: Mattle, A.; Beorchia, A.; Zangerl, A; Krome, S. (2008): Wahrig Fremdwort-Trainer. Wetzikon: hk Handelskundeverlag AG.