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Prädikat sowie Form, Funktion, Inhalt der Satzglieder - Überblick

 

Aufgrund der Ausführungen in den verschiedenen Unterthemen ergibt sich folgende Erkenntnis: Muss man einen Satz betreffend Satzglieder analysieren, dann geht man folgendermassen vor:

  1. Prädikat feststellen, das gemäss Definition kein Satzglied ist.
  2. Umfang der Satzglieder erkennen. Achtung: Wenn nicht ein einfacher Aussagesatz vorliegt, muss der zu untersuchende Satz in einen solchen umgeformt werden, damit man die notwendigen Verschiebeproben anwenden kann.
  3. Satzglieder nach ihrer Form benennen.
  4. Satzglieder nach ihrer Funktion benennen. Üblich ist diese funktionale Benennung bei Nominalgruppen sowie Präpositionalgruppen. Sie lässt sich aber auch bei Adjektiv-/Partizip-, Konjunktional- und Adverbgruppen durchführen. Jedoch sind die Zuordnungen nicht immer einfach.
  5. Wenn verlangt, bestimmte Satzglieder auch nach ihrem Inhalt benennen. Das trifft üblicherweise auf die Adverbialien zu.

Die einzelnen Satzglieder könnten natürlich auch noch aufgrund ihres Innenbaus untersucht werden. Das ist hier aber nicht Thema (vgl. dazu >>).

Es ergibt sich folgender Überlick für die vollständige Bestimmung der Satzglieder (und des Prädikats):

Prädikat
Personalform Ich singe.
Infinitteil Ich will singen.
Du würdest mich getroffen haben, ...
Verbzusatz Du kommst an.

Aktant/Ergänzung (Subjekt/Objekt) Prädikativ Adverbiale
Nominalgruppe im Nominativ Subjekt
Du schläfst.
prädikativer Nominativ / Gleichsetzungsnominativ
Du bist Malerin.
---
Nominalgruppe im Genitiv Genitivobjekt
Du bist dir deines Erfolges nicht gewiss.
--- adverbialer Genitiv
Des Morgens spaziere ich um den Weiher.
Nominalgruppe im Dativ Dativobjekt
Ich helfe meiner Schwester.
--- ---
Nominalgruppe im Akkusativ Akkusativobjekt
Ich sehe dein Gesicht.
prädikativer Akkusativ / Gleichsetzungsakkusativ
Ich nenne dich einen lieben Kerl.
adverbialer Akkusativ
Den ganzen Tag arbeitest du.
Präpositionalgruppe Präpositionalobjekt
Ich erinnere mich an deinen Vortrag.
prädikative Präpositionalgruppe
Ich bin zum Direktor ernannt worden.
adverbiale Präpositionalgruppe
Am Morgen ist es immer kalt.
Adjektiv-/Partizipgruppe --- prädikative Adjektiv-/Partizipgruppe
Du bist intelligent. (Adjektiv)
Du bist aufgebracht. (Partizip)
adverbiale Adjektiv-/Partizipgruppe
Du singst schön. (Adjektiv)
Du kommst lachend daher. (Partizip)
Konjunktionalgruppe --- prädikative Konjunktionalgruppe
Als guten Redner bezeichnet man ihn.
adverbiale Konjunktionalgruppe
Aufgeregt rennt er wie ein Irrer durch die Strassen.
Adverbgruppe Adverbgruppe als Objekt
Ich erinnere mich daran.
prädikative Adverbgruppe
Die Anstrengung war umsonst.
adverbiale Adverbgruppe
Ich komme gerne zu dir.


Ausserhalb dieser Funktionen im normalen Satz gibt es noch selbständige Wortgruppen, die Spezialfälle sind. Es handelt sich um "absolute" Nominalgruppen, die ausserhalb des Satzes stehen:

  • absoluter Nominativ, Anredenominativ; steht ausserhalb des ausgebauten Satzes:
    Erika, kannst du bitte kommen. Herr Huber, machen Sie das nicht noch einmal!
  • absoluter Akkusativ; ist eine Verkürzung einer Partizipalgruppe, bei der das Partizip eine Wortgruppe im Akkusativ verlangt (das Partizip wird also transitiv (vgl. >>) verwendet) und weggelassen wird:
    Die Faust im Sack, geht er auf seine Freundin zu. -> Die Faust im Satz machend, geht er auf seine Freundin zu.


Die Adverbialien kann man noch inhaltlich genauer bestimmen, wenn das verlangt wird. Die meisten Adverbialien lassen sich aufgrund ihrer Bedeutung in eine der folgenden Untergruppen einordnen. (Vgl. dazu auch Heuer, W.; Flückiger, M.; Gallmann, P. (2006). Richtiges Deutsch ... (27. Aufl.). Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung. S. 181f.)

Adverbiale des Ortes/Raumes (lokale Adverbiale) Sie kommt nach St. Gallen. (Wohin kommt sie?)
Adverbiale des Grundes (kausale Adverbiale) Wegen Krankheit geht sie nicht ins Theater. (Weshalb geht sie nicht ins Theater?)
Adverbiale der Zeit (temporale Adverbiale) Des Abends bin ich nie in Form. (Wann bin ich nicht in Form?)
Adverbiale der Art und Weise (modale Adverbiale) Mein Vater singt schön. (Wie singt mein Vater?)
Zusätzlich gibt es Adverbialien, die sich auf den ganzen Satz beziehen:  
modale Satzadverbialen Du kommst wahrscheinlich heute Abend nicht.
Lokale, kausale, temporale und modale Adverbialien beziehen sich auf ein Element oder mehrere Elemente im Satz, die modalen Satzadverbialien dagegen auf den Satz als Ganzes. Es ist nicht immer einfach, im konkreten Fall die Adverbialien in eine der fünf Untergruppen einzuordnen. Wenn man nicht recht weiss, wohin man ein Adverbiale von der Bedeutung her einordnen soll, dann landet es oft in der Untergruppe modale Adverbialen. Es macht Sinn, für solche nicht sinnvoll einzuordnenden Adverbialien eine weitere Untergruppe festzulegen, und zwar "andere Adverbialien".
 
Die theoretischen Erläuterungen orientieren sich an:
Schülerduden Grammatik (2010). Die Schulgrammatik zum Nachschlagen, Lernen und Üben. 6., neu bearb. und aktualisierte Aufl. Hrsg. von der Dudenredaktion. Bearbeitet von Peter Gallmann, Maria Geipel und Anna Wagner. Mannheim u. a.: Dudenverlag.

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