Wortschatz, Stil: semantische Relationen - Übungen

Begriffsähnlichkeit / Synonymie - das passende Wort wählen

Wenn wir Texte schreiben, tendieren wir dazu, oft dieselben Wörter zu verwenden, ohne dass wir uns grosse Mühe geben, treffende Alternativen zu suchen. Textverarbeitungssystem helfen uns ebenso wie online verfügbare Thesauren (vgl. Tipps), solche Alternativen zu haben.

Doch wie sind solche Hilfen zu beurteilen? Was schlagen die Hilfen uns vor und welche Denkarbeit überlassen sie uns?

Untersuche das nachfolgend an einigen Beispielen.

Tipps:

Online verfügbarer Thesaurus → openthesaurus.de.
Thesaurus = alphabetisch und systematisch geordnete Sammlung von Wörtern eines bestimmten Bereichs.

Suche nach dem passenden bedeutungsähnlichen Wort - gehen (1)

Geh von folgendem Textausschnitt aus:

Sein Kopf tat ihm weh. Die Ereignisse der letzten Tage hatten ihre Spuren hinterlassen. Vieles ging ihm durch den Kopf. Nichts wie nach Hause, dachte er. Langsam ging er auf der Strasse. Er konnte sich kaum auf den Weg konzentieren, denn es war ihm übel.

Der Schreiber des Textausschnittes möchte das blau ausgezeichnete Verb "ging" ersetzen, unter anderem, weil vorher das Wort schon erscheint. Er klickt auf den Thesaurus im Textverarbeitungsprogramm und erhält folgendes Ergebnis:

Wie beurteilst du grundsätzlich die Auswahl?
Welche Wörter kommen deiner Meinung nach sicher nicht in Frage, welche in eine engere Auswahl? Begründe deine Entscheidungen auf einem separaten Blatt Papier (oder in einer WORD-Datei).

Feedback

1. Wie ist die Auswahl grundsätzlich zu beurteilen?

Die Auswahl hilft einem nicht sehr viel weiter, weil eine grosse Menge an Wörtern präsentiert wird, ohne dass genauere Hinweise zu den Bedeutungen vorhanden sind. Man kann damit einfach einen Anstoss erhalten, sich zu überlegen, was man anstelle von "ging" einsetzen könnte.

2. Welche Wörter kommen deiner Meinung nach sicher nicht in Frage, welche in eine engere Auswahl?

Für die Erläuterung der Wörter vgl. Duden online oder Wiktionary.

Im Textausschnitt ist von einem "langsamen Gehen" die Rede. Dementsprechend fallen alle Vorschläge weg, die nicht "langsam gehen" betreffen, also:
lief, walzte, zog, marschierte, bewanderte, trappelte, trippelte, umherirrte, stromerte
Auch fallen alle Vorschläge weg, die Antonyme sind, da damit eine gegensätzliche Bedeutung angesprochen wird.
Zudem fallen alle Vorschläge weg, die "gehen" im Sinn von "reisen" betreffen.
Des Weiteren fallen Wörter weg, die vom Stil her nicht passen. Im Textausschnitt ist eine mittlere Stilebene vorhanden. Was der niederen oder der kunstsprachlich/gehobenen Stilebene angehört (vgl. >>), fällt weg, so:
tippelte, schlampte, trapste, latschte, ergehen, promenierte, wandeln, stromerte, umhergeisterte, lustwandelte, wallte
So bleiben höchstens noch folgende Wörter übrig, die in eine engere Auswahl kommen:
- bewegte sich fort
- schritt
- stelzte
- stolzierte
- schlenderte
- trottete
- stakste
- spazierte
- herumstrich

Dem Menschen, der im Textausschnit "geht", geht es nicht gut. Das ist wohl der Grund, dass er sich - neben den Gedanken, die ihn beschäftigen - kaum auf den Weg konzentieren und nur langsam gehen kann. Dieses "Gehen" ist demzufolge ein mühsames Fortbewegen. Klickt man die Bedeutungen der Wörter in der engeren Auswahl an, so fallen sicher die Wörter schritt in gemessenen Schritten, ruhig gehen), stelzte (= auf Stelzen gehen; sich mit steifen, grossen Schritten, solzierte (sich sehr wichtig nehmend einhergehen, gravitätisch irgendwohin gehen), stakste (= sich ungelenk, mit steifen Beinen fortbewegen, irgendwohin bewegen) weg. Ebenso schlenderte (= mit lässigen Bewegungen gehen), spazierte (= gemächlich [ohne bestimmtes Ziel] gehen) und herumstrich (= durch die Gegend streichen, ohne erkennbares Ziel umhergehen).

So bleiben die Wörter

sich fortbewegen = sich in bestimmter Richtung [in gemässigtem Tempo] vorwärtsbewegen
trotten bedeutet "langsam, schwerfällig, stumpfsinnig irgendwohin gehen, sich fortbewegen"

Da der Mensch im Textausschnitt sich nur langsam, schwerfällig fortbewegen kann, ist das Wort "trotten" wohl die beste Alternative aus den vorgeschlagenen Wörtern. Der Satz müsste dann heissen: Er trottete auf der Strasse. Denn das "langsam" ist bereits im Trotten enthalten.

Natürlich gäbe es auch andere Varianten. So könnte man schreiben, "Er quälte sich der Strasse entlang" oder Ähnliches.

Suche nach dem passenden bedeutungsähnlichen Wort - gehen (2)

Frage

Geh nochmals von folgendem Textausschnitt aus:

Der Schreiber des Textausschnittes möchte das Verb "ging" ersetzen. Er benutzt dieses Mal einen online verfügbaren Thesaurus → openthesaurus.de. Dieser liefert ihm unter der Bedeutung "gehen = sich fortbewegen" folgendes Ergebnis:

Der Schreiber muss sich nun entscheiden, bei welchem Unterbegriff er genauer hinschauen muss, um in seinem Text für das Wort "gehen" eine passende Alternative zu finden. Welchen Unterbegriff muss er anklicken?

Antworten

Antwort 1

mit grossen Schritten gehen, schreiten

Antwort 2

dahinpreschen, die Beine in die Hand nehmen, eilen

Antwort 3

(sich) dahinschleppen · kriechen (ugs.) · schlappen (ugs.) · ...

Antwort 4

paradieren · schreiten · stolzieren · ...

Antwort 5

stapfen, waten

Antwort 6

staksen · stöckeln · (gehen / laufen / sich fortbewegen) wie der Storch im Salat (ugs.)

Antwort 7

geräuschvoll gehen · im Gleichschritt marschieren · marschieren · ...

Feedback

Falsch. Es ist die Rede von einem "langsamen, schwerfälligen Fortbewegen".

Richtig. Es ist die Rede von einem "langsamen, schwerfälligen Fortbewegen".

Falsch. Es ist die Rede von einem "langsamen, schwerfälligen Fortbewegen".

Lösung

Falsch (Feedback)
Falsch (Feedback)
Richtige Auswahl (Feedback)
Falsch (Feedback)
Falsch (Feedback)
Falsch (Feedback)
Falsch (Feedback)

Suche nach dem passenden bedeutungsähnlichen Wort - gehen (3)

Überprüfe nun im online verfügbaren Thesaurus (→ openthesaurus.de), welche Alternativen unter dem richtig gewählten Unterbegriff vorgeschlagen werden, und entscheide dich begründet für eine Variante.

Textgrundlage: Sein Kopf tat ihm weh. Die Ereignisse der letzten Tage hatten ihre Spuren hinterlassen. Vieles ging ihm durch den Kopf. Nichts wie nach Hause, dachte er. Langsam ging er auf der Strasse. Er konnte sich kaum auf den Weg konzentieren, denn es war ihm übel.

Feedback

Der Thesaurus bietet folgende Auswahl (Stand November 2012):

Wörter, die vom Stil her nicht passen, kommen nicht in die engere Auswahl. Im Textausschnitt ist eine mittlere Stilebene vorhanden. Was der niederen / umgangssprachlichen Stilebene angehört (vgl. >>), fällt damit weg. So bleiben übrig:

sich dahinschleppen = sich langsam und mit Mühe fortbewegen
sich schleppen = sich schleppend (= schwer tragend oder schleifend) irgendwohin bewegen
schleppend gehen

"schleppend gehen" ist keine echte Alternative, da das Wort "gehen" immer noch vorhanden ist. Aufgrund der vorstehend aufgeführten Bedeutungen ist es besser, das Verb "sich dahinschleppen" als "sich schleppen" zu verwenden. Der Satz muss leicht umformuliert werden, damit er passt. Unter anderem muss das "langsam" wegfallen, da "schleppen" schon das langsame Fortbewegen umfasst. Der Satz lautet dann z. B.:

Er schleppte sich auf der Strasse dahin.

Suche nach dem passenden bedeutungsähnlichen Wort

So wie in dem vorstehenden Beispiel mit dem Verb "gehen" lassen sich für beliebige Wörter Wortschatzuntersuchungen machen. Die Frage "Kann ich in einem bestimmten Textausschnitt ein Wort sinnvoll durch ein anderes ersetzen?", stellt sich immer wieder. Führe solche Überlegungen selbständig mithilfe des offenen Thesaurus (→ openthesaurus.de) durch. Die Antworten zu den gestellten Fragen finden sich in dem offenen Thesaurus. Es erfolgen im "Feedback" nur wenige Hinweise zur Wortwahl.

Suche nach dem passenden bedeutungsähnlichen Wort - sagen

Geh von folgendem Textausschnitt aus:

Nach der heftigen Diskussion, an der sie sich nur wenig beteiligt hatte, sagte sie leise: "Man könnte auch ein wenig zurückhaltender seine Meinung vertreten".

Die Schreiberin des Textausschnittes möchte das blau ausgezeichnete Verb sagte ersetzen. Suche im offenen Thesaurus (→ openthesaurus.de) eine sinnvolle Alternative. Die vorgeschlagenen Varianten sind in online verfügbaren Wörterbüchern erklärt. Orientiere dich bei deiner Auswahl an diesen Wörterbüchern, z. B. Duden online oder Wiktionary.

Vorgehen:

Alternativen zum Wort "sagen" im offenen Thesaurus suchen.
Erste Auswahl treffen.
Auswahl unter die Lupe nehmen, indem die Bedeutungen in online verfügbaren Wörterbüchern nachgeschlagen werden.
Endgültige Wahl treffen und begründen.

Suche nach dem passenden bedeutungsähnlichen Wort - schön

Geh von folgendem Textausschnitt aus:

Für seinen ersten Ball musste er sich einen schönen Anzug kaufen.

Der Schreiber des Textausschnittes möchte das Wort schönen ersetzen. Suche im offenen Thesaurus (→ openthesaurus.de) eine sinnvolle Alternative. Die vorgeschlagenen Varianten sind in online verfügbaren Wörterbüchern erklärt. Orientiere dich bei deiner Auswahl an diesen Wörterbüchern, z. B. Duden online oder Wiktionary.

Vorgehen:

Alternativen zum Wort "schön" im offenen Thesaurus suchen.
Erste Auswahl treffen.
Auswahl unter die Lupe nehmen, indem die Bedeutungen in online verfügbaren Wörterbüchern nachgeschlagen werden.
Endgültige Wahl treffen und begründen.

Feedback

Beim Textauszug ist von der ästhetischen Wirkung eines Anzuges die Rede, das Wort "schön" bezieht sich auf die Beschaffenheit und Machart des Anzugs. Deshalb kommen am ehesten folgende vom offenen Thesaurus vorgeschlagenen Alternativen in Frage:

geschmacksvoll: ansprechend, edel, elegant, stilvoll, vornehm, ...
stilvoll: von gutem Geschmack, in angemessenem Stil

Ein "feiner" Anzug wäre auch möglich, denn "fein" bedeutet unter anderem "gepflegt, vornehm, elegant".
Ein "guter" Anzug geht grundsätzlich auch, betont aber zu wenig die ästhetische Wirkung des Anzugs.
Ein "entzückender, lieblicher, reizender, ..." Anzug würde aufgesetzt tönen.
Ein "stylischer" Anzug passt nicht recht, weil das Fremdwort stört.

In den Umschreibungen der vorgeschlagenen Varianten ist ersichtlich, dass es auch noch andere Wörter gibt, die in Frage kommen:

→ ein stilvoller, geschmackvoller, eleganter, edler, vornehmer ... Anzug

Suche nach dem passenden bedeutungsähnlichen Wort - Sache

Geh von folgendem Textausschnitt aus:

Die Sache mit der Arbeitszeitverkürzung ist noch nicht vom Tisch. In der Gewerkschaft müssen wir die Sache unbedingt genauer besprechen.

Die Schreiberin des Textausschnittes möchte das rot ausgezeichnete Verb Sache ersetzen. Suche im offenen Thesaurus (→ openthesaurus.de) eine sinnvolle Alternative. Die vorgeschlagenen Varianten sind in online verfügbaren Wörterbüchern erklärt. Orientiere dich bei deiner Auswahl an diesen Wörterbüchern, z. B. Duden online oder Wiktionary.

Vorgehen:

Alternativen zum Wort "Sache" im offenen Thesaurus suchen.
Erste Auswahl treffen.
Auswahl unter die Lupe nehmen, indem die Bedeutungen in online verfügbaren Wörterbüchern nachgeschlagen werden.
Endgültige Wahl treffen und begründen.

Feedback

Von den vorgeschlagenen Alternativen kommen vor allem folgende Wörter in Frage:

Angelegenheit: Sachverhalt, dessen Lösung oder Erledigung für jemanden von [grosser] Bedeutung ist; Sache, Problem
Anliegen: Angelegenheit, die jemandem am Herzen liegt
Problem: schwierige Aufgabe, schwer zu beantwortende Frage
Problematik: Gesamtheit aller Probleme, die sich auf einen Sachverhalt beziehen
Thema: Gegenstand eines Gesprächs

"Problematik" ist nicht so sinnvoll, da als Alternative das kürzere Wort Problem vorhanden ist und es ja nicht um die Gesamtheit aller Probleme geht.
"Thema" enthält die Problemkomponente nicht; es handelt sich aber um eine Sache mit einem Problemgehalt oder die einem am Herzen liegt. Deshalb fällt "Thema" auch weg.

Der Satz könnte also neu lauten:

In der Gewerkschaft müssen wir die Angelegenheit, das Anliegen, das Problem unbedingt genauer besprechen.

Gelerntes anwenden

Du kennst nun den Mechanismus, wie man Wörter durch andere ersetzen kann. Wende dies in eigenen Texten, in denen du Alternativen zu Wörtern suchst, an.