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Vorgehen beim Bestimmen von Gliedteilen/Attributen

 
Wie oben beschrieben: Ein Gliedteil ist eine Wortgruppe, die ein Teil eines Satzgliedes ist. Das heisst, ein Gliedteil steht in einem Satzglied neben dem Kern des Satzgliedes, ist von diesem Kern direkt oder indirekt abhängig. Will man die Gliedteile bestimmen und dann benennen, muss man folgendermassen vorgehen:
  1. Kern des Satzgliedes bestimmen.
  2. Alles, was nicht Kern des Satzgliedes ist, ist Gliedteil. Dieser Gliedteil resp. diese Gliedteile kann resp. können vielfältig gestaltet sein. Jeder Gliedteil selber hat wieder einen Kern. Es ist deshalb möglich, dass ein Gliedteil wiederum neben dem Kern abhängige Wortgruppen, also Gliedteile hat. Demzufolge gibt es Gliedteile auf einer ersten Ebene, die direkt vom Kern des Satzgliedes abhängig sind. Dann gibt es Gliedteile auf einer zweiten Ebene, die vom Kern eines Gliedteils der ersten Ebene abhängig sind und so weiter.
    1. Kern der Gliedteile der ersten Ebene bestimmen und ihnen die entsprechende formale Bezeichnung zukommen lassen:
      - Nominalgruppe im Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ; Adjektiv-/Partizipgruppe; Präpositionalgruppe; Konjunktionalgruppe; Adverbgruppe.
      Bei Nominalgruppen unter Umständen auch die funktionale Bezeichnung angeben:
      - Begleiter, Genitivattribut, Apposition.
    2. Kern der Gliedteile der zweiten Ebene bestimmen und ihnen die entsprechende formale Bezeichnung zukommen lassen; bei Nominalgruppen unter Umständen auch die funktionale Bezeichnung angeben.
    3. Kern der Gliedteile der dritten Ebene bestimmen etc.

Beispiel: Bestimme die Gliedteile des folgenden komplexen Satzgliedes (fett ausgezeichnet).

Der von der lieben Mutter eingekaufte Pullover meines Vaters gefällt mir nicht.

1. Kern des Satzgliedes bestimmen:
  • Alles, was sich wegstreichen lässt, gehört nicht zum Kern, sofern keine Präpositional- oder Konjunktionalgruppe vorhanden ist -> der von der lieben Mutter eingekaufte Pullover meines Vaters 
    Übrig bleibt: der Pullover. Gibt es nach dem Wegstreichen ein begleitendes Pronomen und ein Nomen, wird das Nomen als Kern betrachtet.
2. Damit sind folgende Wortgruppen Gliedteile (wobei man relativ intuitiv bestimmte Wörter wieder als zusammengehörig = als Wortgruppen betrachtet): der, von der lieben Mutter eingekaufte, meines Vaters.
Diese drei Wortgruppen beziehen sich direkt auf den Kern des Satzgliedes, sind also Gliedteile auf der ersten Ebene. Um ihnen die richtigen Bezeichnungen zuordnen zu können, muss man wieder den Kern der Wortgruppe erkennen.

2.1 Kerne der Gliedteile der ersten Ebene bestimmen und
diese Gliedteile benennen:
  • der: Die Wortgruppe besteht nur aus einem Wort, weshalb es auch der Kern ist: "der" = Pronomen, hier liegt also eine Nominalgruppe im Nominativ vor  ("der" als begleitendes Pronomen eines maskulinen Nomens im Singular verweist direkt auf Nominativ). Weil die Wortgruppe eine Nominalgruppe ist, kann man überprüfen, ob zusätzlich eine funktionale Bezeichnung möglich ist: "der" als begleitendes Pronomen erhält die funktionale Bezeichnung Begleiter.
    Achtung: Steht ein begleitendes Pronomen und ein Adjektiv vor einem (Bezugs)Nomen, dann sind das Pronomen und das Adjektiv Gliedteile auf derselben Ebene; das heisst, das Adjektiv ist nicht dem Pronomen untergeordnet.
  • von der lieben Mutter eingekaufte: Mit der Wegstreichprobe lässt sich wiederum der Kern herausfinden.
    (der) von der lieben Mutter  eingekaufte (Pullover) -> Es heisst: der eingekaufte Pullover; und nicht: der von der Mutter Pullover; deshalb ist "eingekaufte" der Kern. Damit liegt eine Adjektiv-/Partizipgruppe vor und "von der lieben Mutter" ist ein Gliedteil auf der nächsten Ebene.
    Achtung: Steht ein begleitendes Pronomen und ein Adjektiv vor einem (Bezugs)Nomen, dann sind das Pronomen und das Adjektiv Gliedteile auf derselben Ebene; das heisst, das Adjektiv ist nicht dem Pronomen untergeordnet.
  • meines Vaters: Ist ein begleitendes Pronomen und ein Nomen vorhanden, lässt sich nichts wegstreichen; doch dann wird das Nomen als Kern betrachtet. Demzufolge liegt eine Nominalgruppe im Genitiv vor (der Fall Genitiv lässt sich an der Genitivendung "s" des maskulinen Nomens ablesen). Als Gliedteil auf der zweiten Ebene bleibt "meines" übrig. Weil die Wortgruppe eine Nominalgruppe ist, kann man überprüfen, ob zusätzlich eine funktionale Bezeichnung möglich ist: "meines Vaters" ist eine Nominalgruppe im Genitiv und damit erhält sie die funktionale Bezeichnung Genitivattribut.
2.2 Kerne der Gliedteile der zweiten Ebene bestimmen und diese Gliedteile benennen:
  • von der lieben Mutter: Die Wortgruppe wird von einer Präposition eingeleitet. Immer, wenn am Anfang einer Wortgruppe eine Präposition steht, liegt eine Präpositionalgruppe vor. Übrig bleibt damit als Gliedteil auf der dritten Ebene die Wortgruppe "der lieben Mutter". 
  • meines: Die Wortgruppe besteht nur aus einem Wort, weshalb es auch der Kern ist: "meines" = Pronomen, hier liegt also eine Nominalgruppe im Genitiv vor (der Fall Genitiv lässt sich an der Genitivendung "s" des maskulinen Pronomens ablesen). Weil die Wortgruppe eine Nominalgruppe ist, kann man überprüfen, ob zusätzlich eine funktionale Bezeichnung möglich ist: "meines" als begleitendes Pronomen erhält die funktionale Bezeichnung Begleiter.
2.3 Kerne der Gliedteile der dritten Ebene bestimmen und diese Gliedteile benennen:
  • der lieben Mutter: Alles, was sich wegstreichen lässt, gehört nicht zum Kern, sofern keine Präpositional- oder Konjunktionalgruppe vorhanden ist -> der  lieben  Mutter . Übrig bleibt: der Mutter.
    Ist nach dem Wegstreichen ein begleitendes Pronomen und ein Nomen vorhanden, wird das Nomen als Kern betrachtet. Damit ist eine Nominalgruppe im Dativ vorhanden (der Fall Dativ lässt sich durch die Fallprobe mit einem maskulinen Nomen im Singular herausfinden: (von) dem Karton -> "dem" verweist auf Dativ).  Als Gliedteile der vierten Ebene bleiben übrig: der, lieben. 
    Weil die Wortgruppe eine Nominalgruppe ist, kann man überprüfen, ob zusätzlich eine funktionale Bezeichnung möglich ist. Da jedoch das Kernnomen im Dativ steht (und nicht im Genitiv, was für die Bezeichnung "Genitivattribut" nötig wäre) und auch kein Bezug zu einer anderen Nominalgruppe im Dativ vorhanden ist (damit eine Apposition möglich wäre), fällt die funktionale Bezeichnung weg.
2.4 Kerne der Gliedteile der vierten Ebene bestimmen und diese Gliedteile benennen:
  • der: Die Wortgruppe besteht nur aus einem Wort, weshalb es auch der Kern ist: "der" = Pronomen, hier liegt also eine Nominalgruppe im Dativ vor  (da auch das Bezugsnomen "Mutter" im Dativ steht). Weil die Wortgruppe eine Nominalgruppe ist, kann man überprüfen, ob zusätzlich eine funktionale Bezeichnung möglich ist: "der" als begleitendes Pronomen erhält die funktionale Bezeichnung Begleiter.
    Achtung: Steht ein begleitendes Pronomen und ein Adjektiv vor einem (Bezugs)Nomen, dann sind das Pronomen und das Adjektiv Gliedteile auf derselben Ebene; das heisst, das Adjektiv ist nicht dem Pronomen untergeordnet.
  • lieben: Die Wortgruppe besteht nur aus einem Wort, weshalb es auch der Kern ist: "lieben" = Adjektiv, hier liegt also eine Adjektivgruppe vor.
    Achtung: Steht ein begleitendes Pronomen und ein Adjektiv vor einem (Bezugs)Nomen, dann sind das Pronomen und das Adjektiv Gliedteile auf derselben Ebene; das heisst, das Adjektiv ist nicht dem Pronomen untergeordnet.
Weitere Wortgruppen resp. Wörter sind nicht vorhanden, womit die Bestimmung der Gliedteile abgeschlossen ist.
 
Die theoretischen Erläuterungen orientieren sich an:
Schülerduden Grammatik (2010). Die Schulgrammatik zum Nachschlagen, Lernen und Üben. 6., neu bearb. und aktualisierte Aufl. Hrsg. von der Dudenredaktion. Bearbeitet von Peter Gallmann, Maria Geipel und Anna Wagner. Mannheim u. a.: Dudenverlag.

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